AMAZON RISING: „Wählen Sie die Pest!“

Wenn Sie die Wahl haben zwischen Amazon und der Pest, wählen Sie die Pest!“ polemisierte der New Yorker Literaturagent Andrew Wylie letzte Woche in der FAZ. Er reagiert damit auf die Ankündigung Amazons, das Verlagsgeschäft massiv auszubauen – auch in Deutschland. Dazu sollen rund 70 neue Mitarbeiter den Versandmonopolisten in der Verlagssparte verstärken. Allein in Deutschland sind dieses Jahr über 200 Novitäten geplant, hauptsächlich Genreliteratur und Belletristik.

Erwartbare Kritik formierte sich bei den etablierten Verlagen und beim Börsenverein des deutschen Buchhandels, wie eine Zusammenstellung von buchreport.de zeigt. Der Tenor: „Verlagsabklatsch“, „nicht ernstzunehmen“ usf. Was dabei aber leider ebenso immer mitzuschwingen scheint, ist der Anti-eBook-Hammer. Wiederum Andrew Wylie bringt es in oben genanntem FAZ-Interview auf den Punkt: „Amazon interessiert sich nicht für Gedrucktes, nur für Digitales. Ein solches Verlagskonzept ist eine Sackgasse.

Nun soll hier im Gegenzug zwar auch nicht in das Klagelied mancher eBook-Verlage in Deutschland eingestimmt werden, die Kurzsichtigkeit und offensichtliche Ignoranz einer der erfolgreichsten Literaturagenten weltweit zeugt allerdings einmal mehr davon, wie wenig der etablierte Literaturbetrieb (vor allem auch hierzulande!) bislang im digitalen Zeitalter angekommen zu sein scheint. Dass es nicht nur beim Betriebsnachwuchs, sondern ebenso bei Betriebsgrößen wie Elisabeth Ruge und bei den Leser*innen ein Bedürfnis nach neuen digitalen (Erzähl-)Formaten gibt, beweist nicht zuletzt die Vielzahl an Neugründungen im eBook-Bereich seit 2013.

Gleichwohl: Wählt lieber die Pest. Oder kauft eure Bücher in der kleinen Buchhandlung um die Ecke – nicht nur zum Indiebookday! Oder eben bei den Shops der eBook-Verlage (einige Alternativen zu Amazon hat Eike Wannick vor einer Weile für litaffin.de zusammengetragen) statt in den einschlägigen Stores der Großkonzerne.

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