Der Klügere gibt nach. Spaß an der Etymologie

Wer beim Schmusen gerne schwatzt, hat zwar worthistorisch alles richtig gemacht, könnte aber dennoch das Unverständnis des Partners ernten, sofern dieser kein Rotwelsch beherrscht. Dann kann es hilfreich sein, mit etymologischem Fachwissen aufzutrumpfen.

Zum Beispiel so: „Ein als Dopingsünder überführter Sportler hätte in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes dope eigentlich alles andere als gesündigt, geht dieses doch auf das niederländische doop zurück. Und das bedeutet nichts anderes als Taufe.“ Spätestens jetzt dürfte es mit dem Schmusen vorüber sein, aber relevantes Partywissen ist ja auch was wert.

Zugegeben: Die Etymologie, die sprachwissenschaftliche Suche nach der Entstehung, Herkunft und (ursprünglichen) Bedeutung von Wörtern, ist eine ernst zu nehmende Wissenschaft. Daher bringt der Verlag Walter de Gruyter jetzt nicht nur die 25. Auflage des bewährten Etymologischen Wörterbuchs der deutschen Sprache als gewichtiges Buch von über 1.000 Seiten mit über 13.000 Worteinträgen heraus. Es gibt den so genannten „Kluge“ auch zum Mitnehmen – als eBook und demnächst als App.

Man darf in Zukunft also auch entspannt in der Bahn sitzend nachschlagen, warum der Schaffner Schaffner heißt und woher das Wort Bahn eigentlich kommt. Und anschließend in der Uni kann dann überprüft werden, ob der Dekan tatsächlich nur zehn Personen vorsteht, wie er es seinem Titel nach tun sollte, oder ob der Prof sich der Bedeutung des Katheders gemäß auch wirklich auf selbigem gemütlich niederlässt. Wer Dekan und Prof dann freundlich auf ihr etymologisch gesehen fehlerhaftes Verhalten hinweist, kann sich im Streitfall ja auf den „Kluge“ beziehen. Hoffentlich hilft’s.

Der „Kluge“, benannt nach dessen erstem Herausgeber, dem Sprachwissenschaftler Friedrich Kluge, ist eine gigantische Sammelbiografie unseres Vokabulars, jedes Wort mit eigenem Lebenslauf ist vertreten. Im Vergleich zur vorherigen Auflage von 2002 sind noch einmal etliche neue Begriffe aufgenommen worden, darunter so illustre wie Arschkarte, Fanmeile oder Missionarsstellung, der verdientermaßen ein überaus interessanter Eintrag gewidmet ist. Es ist ganz simpel: Wer mit Sprache zu tun hat, mit ihr arbeitet oder sie einfach nur liebt, kommt an etymologischen Wörterbüchern nicht vorbei.

Zur Neuauflage hat sich der Verlag ein Quiz einfallen lassen, das den detektivischen Spaß hinter der Wissenschaft aufzeigen soll. Unter dem Titel „Der KLUGE weiß Bescheid“ lässt sich dabei sogar ein iPad2 abgreifen. Jedenfalls dann, wenn man die Fragen nach der Wortherkunft korrekt beantwortet. Hier ist das Quiz:

Fun Fact: Vielleicht ist Homer Simpson gar nicht so doof, wie er in folgendem Video dargestellt wird, sondern weiß einfach um die Herkunft des Wortes klug, das vom mittelniederdeutschen klok stammt, und fügt daher erst im zweiten Versuch das finale g ein, da dieses erst zu einem späteren Zeitpunkt das intervokalische k abgelöst hat. Man lernt eben nie aus.

Friedrich Kluge:
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Bearb. v. Elmar Seebold. 25., aktualisierte und erweiterte Auflage
Walter de Gruyter, Berlin und Boston 2011
1021 Seiten, 29,95 Euro

Die Titelgrafik wurde mit Wordle erstellt.

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