From Panels with Love #20: I’m every woman

Es gibt etwas Neues von Liv Strömquist! Die schwedische Comic-Autorin, die mit ihren  Bänden Der Ursprung der Welt und Der Ursprung der Liebe auch in Deutschland Erfolge feierte, veröffentlicht jetzt im Avant-Verlag die Comicsammlung I’m every woman. Nach den Themen Vulva und Liebe geht es in I’m every woman um die weibliche Erzählung von Frauen, die im Schatten ihrer berühmten Männer standen. Doch kann das Buch an die große Beliebtheit der anderen beiden Bände anknüpfen?

Foto © Karolin Kolbe

 

„Die unsäglichsten Lover der Weltgeschichte“: direkt das erste Kapitel in I’m every woman knüpft an ein altbewährtes Strömquist-Prinzip an. Ein Countdown, in dem berühmte Männer in eine Negativ-Reihenfolge gebracht werden. Wie schon in Der Ursprung der Welt („Männer, die sich zu sehr dafür interessieren, was als das weibliche Geschlechtsorgan bezeichnet wird“) sind auch hier die Fakten oft unglaublich: Karl Marx prahlte damit, sein Dienstmädchen geschwängert zu haben, während er gleichsam forderte, dass sich die Arbeiter aller Welt gegen ihre Ausbeuter erheben sollten.

Sting wurde mit einem Lied weltberühmt, in dem es um einen Stalker geht, der nicht akzeptiert, dass seine Partnerin ihn verlassen hat. Und Albert Einstein verdankt seinen wissenschaftlichen Erfolg nicht zuletzt seiner unbekannten Ehefrau.

Albert Einstein unternahm all seine früheren Forschungen zusammen mit seiner ersten Frau Mileva Marić. Marić war eine serbische Mathematikerin, die zusammen mit Einstein theoretische Physik an der Technischen Hochschule in Zürich studiert hatte. Frauen war es eigentlich untersagt, dort zu studieren, aber für Marić hatte man eine Ausnahme gemacht. […] 1905 veröffentlichten sie zusammen Artikel, welche die bekannte Physik revolutionieren sollte: einen über die Relativitätstheorie. […] In allen Briefen aus dieser Zeit bezeichnet Einstein die Forschungen an der Relativitätstheorie als „unsere“ Forschung. Dann ging ihre Ehe in die Brüche und Einstein verließ Marić für seine Cousine.

Einstein strich den Namen seiner Ex-Frau aus Forschungen und Publikationen und ist bis heute eine Ikone der Wissenschaft, während Mileva Marić in Vergessenheit geriet.

 

Die Zweifel werden ausgeräumt

Auch wenn zu Anfang Zweifel bestanden, ob ein weiterer Comicband erneut so gut funktioniert, wie die anderen, sind diese nach dem ersten Kapitel ausgeräumt. Und auch die Idee des Countdowns, die man von Strömquist bereits kennt, erschöpft sich hierin kein bisschen. Stattdessen nutzt sie altbekannte Prinzipien, um mit Humor auf noch mehr erschreckende Fakten hinzuweisen, die entweder sehr unbekannt oder bereits vergessen sind. Und von denen gibt es sicherlich genug, um weiter bändeweise Comics zu füllen.

Die Kapitel sind mal länger, mal kürzer. Strömquist widmet beispielsweise neun Seiten der tragischen Biografie von Priscilla Presley. Sie lernte Elvis kennen, als sie selbst 14 und Elvis 25 Jahre alt war. Elvis Presley kam auf die Idee, sich Priscilla als perfekte Ehefrau aufzusparen. Sie zog mit sechzehn bei ihm ein. Während der Weltstar viel unterwegs war, blieb Priscilla eingesperrt und einsam zu Hause. Begleitet wurde ihr Leben von der Angst, dass Elvis eine andere Frau findet. Sie musste für ihn rein und makellos bleiben und nachdem sie mit Anfang 20 direkt nach der Hochzeit schwanger wurde, aß sie nur noch einmal täglich und war stolz darauf, bis zur Geburt lediglich vier Kilo zugenommen zu haben.

Liv Strömquist: I’m every woman © Avant Verlag

Die Erzählungen über Frauen wie Priscilla Presley, Yoko Ono und Nadja Allilujewa Stalina das sind die ernsteren Comics, die einen Großteil der Seiten einnehmen.

 

Ernst und heiter

Durchbrochen werden die vielen Frauenschicksale durch lustige kurze Comics, die sich nicht in das Thema einreihen. Liv Strömquist behandelt zum Beispiel ihre ironische These, nach der Kinder grundsätzlich rechtskonservativ seien. Ein anderer Comic beschreibt, dass das Argument „Ach, wie natürlich“ auf Menschen nicht immer zutrifft, da man nicht alles vom Tier auf den Menschen übertragen sollte.

Freundin 1: Axel hat sich geschminkt und bunt angezogen und draußen auf der Straße einen erotisch expliziten Tanz aufgeführt, um die Frauen aus seiner Umgebung aufzugeilen. Freundin 2: Ja, so sind sie nun mal, die Männer! Wie man auch versucht sie zu ,zivilisieren‘, sie sind nun einmal wie die Kraniche!

Diese kleinen Unterbrechungen tun dem Comic sehr gut, genau wie die teilweise doppelseitigen losen Illustrationen, die thematisch zu keiner Erzählung gehören.

Liv Strömquist: I’m every woman © Avant Verlag

Sehr lesenswert

Die anfängliche Sorge, dass Strömquist sich möglicherweise wiederholt und der Comic hinter Der Ursprung der Welt und Der Ursprung der Liebe abfällt, hat sich kein Stück bestätigt. I’m every woman ist sehr lesenswert, lustig, ernst und unterhaltsam- wie man es von Strömquist gewohnt ist. Der Comic ist größtenteils in schwarz-weiß gedruckt, manche Geschichten in Farbe. In Schweden hat Strömquist schon deutlich mehr Werke veröffentlicht. Mal schauen, wann wir ihren nächsten Comicband auf Deutsch lesen können.

 

 

Karolin Kolbe
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