Hidden Stories: Ein Theaterprojekt von & mit Jugendlichen

Die blu:boks in Berlin ist eine sozial-kulturelle Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche, die regelmäßige Kreativ-Workshops anbietet. Darunter ist auch ein Schauspiel-Workshop, der von der jungen Theaterwissenschaftlerin und pädagogischen Mitarbeiterin Franziska Strepp geleitet wird. Eva hat die Jugendlichen (Lisa,  Laura, Jaclyn, Lukas, Lucas) und Franziska während einer Probe zum Stück „Hidden Stories“ getroffen.

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In der blu:boks mit Sitz in Berlin-Lichtenberg können sich Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren kreativ ausleben. Der Name der Einrichtung leitet sich von einer Blue Box ab, die bei Filmproduktionen eingesetzt wird. Werden Personen oder Objekte vor dieser Box gefilmt, kann man nachträglich einen Hintergrund einfügen. So soll auch hier Kindern aus sozial benachteiligten Milieus die Chance gegeben werden, ihren Hintergrund zu erweitern.

Dies geschieht vor allem durch persönliche Begleitung und kreative Förderung, die in Form von wöchentlichen Workshops in den Bereichen Musik, Tanz, Schauspiel, Tonstudio, DIY-Werkstatt und Multimedia stattfindet. Zusammen mit ausgebildeten Fachkräften werden so kleine Projekte bis zur Aufführung unterstützt.

„Theater ist ein mögliches Sprachrohr für Menschen, die sonst keine Stimme erhalten.“

Im Schauspiel-Workshop haben fünf Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 an dem Stück „Hidden Stories“ gearbeitet, dessen Geschichte und Figuren sie zusammen mit der 24jährigen Mitarbeiterin Franziska Strepp selbstständig erarbeitet haben. Franziska ist Theaterwissenschaftlerin und hat im Rahmen von Hospitanzen und Assistenzen einige Erfahrungen an verschiedenen Theatern gesammelt. Allerdings war sie unzufrieden mit den sozialen Strukturen innerhalb der Theaterhäuser und kam so zur blu:boks, wo sie nun ihren Begriff von Theater realisieren kann: „Ich habe die Auffassung von Theater, dass es nicht nur reine Kunst und Unterhaltung sein soll, sondern in irgendeiner Weise Zuschauer_innen und auch Schauspieler_innen verändert. Ein gedanklicher und emotionaler Prozess muss angestoßen werden. Dadurch bietet es die Möglichkeit sich mit aktuellen öffentlichen sowie privaten Themen auseinanderzusetzen. Außerdem ist Theater ein mögliches Sprachrohr für Menschen, die sonst keine Stimme erhalten.“

Laura, Lukas, Lucas und Lisa
Lisa, Lucas, Lukas und Laura

Auch den Kindern ist es wichtig, sich über ihre Rolle auszudrücken. Im Rahmen der Workshops haben sie bereits zwei Stücke aufgeführt, die sie allerdings nicht selbst geschrieben haben. Auf ihren Wunsch hin ist das bei „Hidden Stories“ nun anders: Sie haben sich alles komplett selbst ausgedacht, von ihrer Rolle über die spezifische Gipsmaske bis hin zu den Requisiten. Auch die Texte haben sie selbst verfasst. So erhalten sie eine Plattform in einem geschützten Rahmen, um sich selbst auszudrücken oder neu zu erfinden.

Zwischen April und Oktober hat Franziska mit den vier Jugendlichen Lisa, Laura, Lukas & Lucas an „Hidden Stories“ gearbeitet. Lisa (17) erklärt den Inhalt: „Es geht um vier unterschiedliche Fabelwesen und jedes hat eine andere Geschichte. Im Laufe des Stücks treffen sie aufeinander und verändern sich durch diese Begegnung komplett.“ Jedes Fabelwesen spiegelt die individuellen Gedanken und Geschichten der Kinder wieder. Von Lisa, deren Figur, Quinny, ein Superhelden-Menschen-Igel ist, das (Quinny hat kein Geschlecht) versucht, sich zu erdolchen, weil es von der Welt nicht mehr akzeptiert worden ist  hin zu Lucas‘ Figur des Herrn Schmidt. Der alte Mann lebt in einer Villa mit einer riesigen Bibliothek. Seit dem Tod seiner Frau sucht er nach dem Sinn des Lebens, den er in einem Buch verlegt hat. Und dann ist da noch der verrückte Wissenschaftler (ausgedacht und gespielt von Laura, der von seinem Vater nicht akzeptiert wird und deshalb alle Menschen hasst. Trotz Reise in die Vergangenheit mittels einer Zeitmaschine scheitert die Versöhnung mit dem Vater und er erkennt, dass er einen Freund braucht. Hier kommt Lukas Figur ins Spiel, die halb Pferd, halb Mensch ist und nach seinen Eltern oder anderen Verwandten sucht. Denn diese haben ihn aufgrund seiner anormalen Gestalt nach der Geburt verstoßen, weswegen er mit Pferden aufgewachsen ist.

“ Im Laufe des Stücks treffen [die Fabelwesen] aufeinander und verändern sich durch diese Begegnung komplett.“

Jaclyn übernimmt die Rolle der Kamera, die die anderen zu Beginn der Aufführung filmt. Dies wird auf einen Bildschirm im Hintergrund projiziert. Angelehnt an „The Order“ aus  Matthew Barneys „Cremaster Cycle“ soll es der ersten Vorstellungsrunde mehr Ausdruck verleihen und als gedoppelte Realität den Zuschauern die Kunsthaftigkeit der Maske näher bringen.

Die Jugendlichen, die teilweise bereits in Schul-AGs erste Schauspielerfahrung gesammelt haben, macht die Arbeit mit Franziska großen Spaß. Was daran besonders ist, erzählt Lisa: „Was mir gefällt, wenn man ein eigenes Stück schreibt, ist, dass man seine Kreativität auslassen kann. Wenn man sich mit Kostümen verkleidet, ist das auch kreativ. Und letztendlich auf der Bühne zu stehen und von den Leuten angeschaut zu werden und das Stück einfach durchzuspielen: Das ist cool.“

Im Oktober wurde „Hidden Stories“ erfolgreich vor den Eltern der Kids aufgeführt. Franziska engagiert sich weiterhin in Workshops der blu:boks. Zusätzlich hat sie nun ein Studium der Sozial- und Organisationspädagogik begonnen, um sich weiter zu spezialisieren und beide Bereiche miteinander zu verbinden.

Weitere Infos über die blu:boks BERLIN und  Möglichkeiten, sich ebenfalls dort zu engagieren, findet ihr auf ihrer Webseite oder auf Facebook.

Eva Philippi

1 Kommentar zu „Hidden Stories: Ein Theaterprojekt von & mit Jugendlichen“

  1. Laura Davidsohn

    Hahaha hi ich bin Laura und konnte mich bis gerade eben gar nicht mehr daran erinnern cooler Artikel ?
    P.S. Ich bin übrigens immer noch in der Blu:Boks und immer noch im Schauspiel Workshop ??

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