In eigener Sache: Der literarische Abend um Kubin war toll

Gleich zu Beginn: Wir sind voreingenommen.  Natalie Junger und Dennis Grabowsky sind nicht nur gute Freunde, sondern auch Autoren dieses Blogs. Demnach ist dieser Text zu hinterfragen.

Wir sprechen uns an dieser Stelle häufiger für neue Formate von Literaturveranstaltungen aus. Der Text leidet nicht zwangsläufig, nur weil ein bisschen mehr auf der Bühne passiert, als dass ein Autor die ersten 20 Seiten seiner Neuerscheinung vorliest, ab und zu einen Schluck Wasser trinkt und anschließend die Zuschauerfrage beantwortet, wieviel von seinem eigenen Erlebten im Text steckt.
Es gibt andere Möglichkeiten, literarische Abende zu gestalten, ohne dass Schriftsteller turnen oder Witze erzählen müssen.

Natalie und Dennis präsentierten gestern Abend eine eigens konzipierte Veranstaltung im Buchhändlerkeller. Die Reihe Wiedergelesen widmet sich Klassikern, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Die Auswahl des Titels Die andere Seite von Alfred Kubin begründeten die beiden mit der enormen Fülle an interpretatorischen Ansätzen, die die Literaturwissenschaft zu diesem Roman produzierte sowie mit der Begeisterung für die schriftstellerische Leistung, Traumbilder zu erschaffen. Kubins Roman, sein einziger, berichtet von einem Ich-Erzähler, der sich samt Ehefrau aufmacht, in einer Traumwelt zu leben, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert, die nie völlig klar werden. Der Autor illustrierte das Buch selbst mit grotesken, phantastischen, gruseligen Kohlezeichnungen.
Da Kubin ein gefragter Illustrator war, zeigten die Veranstalter beim Vorlesen von ausgesuchten Passagen, Bilder via Beamer. Es lasen drei verschiedene Stimmen, zudem wurden Kubin und sein Lebensweg vorgestellt, die interpretatorischen Möglichkeiten genannt und die Handlung erzählt. All dies geschah in durchdachter Komposition, auflockernd abwechselnd wurde frei gesprochen und vorgelesen, und nicht einfach wischi-waschi hinternander wech. Damit war der Abend auch für diejenigen interessant, die den phantastischen Roman bereits kannten.

Aber wie gesagt, wir sind voreingenommen.

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