Und was macht man damit? #6 Katrin Jahns

Sie ist jung, sie ist clever und hatte es schon immer voll drauf mit Buntstiften. Da sich aber diese besser zum Dirigieren oder Malen als fürs Schreiben eigneten, griff sie später glücklicherweise zum Füller und tippt heute wie eine Weltmeisterin ‚makeristische‘ Texte. 

MAKERIST ist eine Online-Handarbeitsschule und gestaltet ausführliche Video-Kurse von professionellen Trainern zum Nähen, Stricken, Patchwork, Häkeln und Dekorieren von Torten. Das Literaturstudium hinter sich lassend, strebte Katrin vorerst eine journalistische Karriere an, die aber jetzt erst einmal die zweite Geige spielt. Katrin sieht das locker, solange es genügend Moscow Mule im Hause gibt, bleiben alle Türen offen. Heute ist sie Mitarbeiterin für „Press & Blogger Realtions“ bei Makerist, produziert dessen hauseigenes Magazin und sieht dabei auch noch verdammt gut aus. 

KatrinJahns

Was wolltest du als Kind werden? 

Dirigentin, am liebsten in einem Orchester für Filmmusik. Damals habe ich mich oft mit meinem Walkman auf dem Dachboden meiner Eltern versteckt, um zu den Hans Zimmer-Stücken aus “König der Löwen” nach allen Regeln der Kunst mit einem Buntstift zu wedeln. Die gehobene Musikszene kann mir heute wohl sehr dankbar dafür sein, dass ich diesen Weg nicht eingeschlagen habe.

Was genau hast du studiert und warum hast du dich dafür entschieden?

Ich habe Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaft studiert. Literatur war schon seit jüngster Kindheit meine Komfortzone, Deutschklausuren schrieb ich im Schlaf und abgesehen von Büchern, der englischen Sprache, Musik und Theater hat mich damals nicht besonders viel interessiert. Ich war 18, konnte weder Spaghetti kochen, noch Buspläne deuten und hatte nach dem Abi erstmal mächtig die Hosen voll. Da spielten Bequemlichkeit und Schockstarre also durchaus eine Rolle. Zu meinem Glück war das aus heutiger Sicht die beste Entscheidung.

Wusstest du schon während deines Studiums, in welchen Beruf du möchtest?

Nein, und das weiß ich Gott sei Dank bis heute nicht. Zu Schulzeiten war es mein größter Traum, regelmäßig für renommierte Frauenmagazine zu schreiben. Habe ich gemacht, war nicht so der Renner. Also nahm ich mir vor, diesbezüglich keine großen Pläne mehr zu schmieden, sondern einfach mit Tiefenentspannung und Moscow Mule in der Hand zu beobachten, wo es mich diesmal wohl hinverschlägt.

Wo hast du während des Studiums Berufserfahrungen gesammelt?

Es war die klassische Jungjournalisten-Laufbahn: Seminare für kreatives Schreiben, Fortbildungen am Medienkulturzentrum, Schreibwerkstatt, Mitarbeit am Magazin der philosophischen Fakultät und ein Praktikum beim Lokalteil einer Tageszeitung, das mich letztendlich in die freie Mitarbeit katapultiert hat. Irgendwann hatte ich dann auch nebenbei bemerkt, dass ich offensichtlich Journalistin werden will.

Katrin Jahns
Wo arbeitest du jetzt und was genau sind deine Aufgaben?

Nach Abschluss meines Volontariats in der Online-Redaktion der Cosmopolitan war ich neugierig auf die Stimmen am anderen Ende der Telefonstrippe und probierte mich im Bereich Public Relations aus. Nach einem längeren Ausflug ins Marketing bin ich schließlich Pressesprecherin, offiziell “Head of Press & Blogger Relations” bei Makerist.de, einer Online-Handarbeitsschule, geworden. Ich kontaktiere und besuche Redakteure, beobachte ihre Interessen und Themenpläne und pitche dementsprechend Ideen für neue Geschichten, unter anderem in Form von Pressemitteilungen.

Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Gut befüllt! Ich sitze in einem Startup-Großraumbüro in Berlin Kreuzberg, bin also stets umringt von Kollegen. Obwohl Schreiben bekanntlich eine eher einsame Tätigkeit ist, kann man sich an diesen Zustand durchaus gewöhnen und lernt schnell, auch bei Stimmengewirr längere Texte oder Mails zu verfassen. Wenn das mal wieder geglückt ist, fühle ich mich immer ein bisschen superheldenhaft.

Was gefällt dir besonders gut an deiner Arbeit?

Obwohl ich derzeit keine Redakteurin bin, ist Schreiben ein großer Teil meiner Arbeit geblieben. Ich beobachte die Medienlandschaft außerdem sehr genau, bekomme Einblicke in verschiedenste Redaktionen und setze mich mit Lifestyle- und Wirtschaftsthemen gleichermaßen auseinander. Zudem muss ich Überzeugungsarbeit leisten, mich also ständig in Empathie und Rhetorik üben. Es ist ein überragendes Gefühl, wenn sich Journalisten für meine Geschichten interessieren und mehr darüber wissen wollen.

Wenn du noch mal studieren könntest, würdest du dich für den gleichen Studiengang entscheiden? Wenn nein, was würdest du stattdessen wählen?

Diesbezüglich halte ich es gern wie Psycho-Andreas: Es bleibt alles so, wie es ist! Im Studium habe ich beispielsweise gelernt, unter Zeitdruck Texte zu verfassen und bei komplexen, sehr verschwurbelten Themen schnell auf den Punkt zu kommen. Wer Spaß an einer Sache hat, sollte sich nicht aus wirtschaftlichen Gründen gegen ein Studium in diesem Bereich entscheiden. Solange man die Fühler ausstreckt und neugierig bleibt, geht das Leben auch ohne BWL-Bachelor durchaus weiter.

Welches Buch liest du gerade? Kannst du es weiterempfehlen? Oder hast du
einen anderen Kulturtipp?

Ich lese gerade “Das Buch der von Neil Young Getöteten” von Navid Kermani. Hand aufs Herz, mit dem Titel hat er mich als Opfer der alten Rocklegenden sofort gekriegt. Obwohl das Werk von FAZ und Konsorten auf der Rückseite ganz schön bejubelt wurde, liest es sich zwischenzeitlich allerdings ein bisschen wie eine wissenschaftliche Arbeit. Besser gefallen hat mir meine vorherige Lektüre, “Stadt der Diebe” von David Benioff. Die jeweils beste Stelle aus den letzten Büchern, die mit mir im Bett lagen, kann man übrigens HIER nachlesen. Mein Kulturtipp: Öfter mal das ocelot in Berlin besuchen. Und Bücher von den deutschen Bestsellerautoren der Zukunft kaufen, zum Beispiel “Wir trainieren für den Kapitalismus” von Michael Bittner.

Und wie sieht es mit Musik aus? Kannst du uns noch einen Song mit auf den Weg geben, mit dem der Berliner Winter erträglicher wird?

https://www.youtube.com/watch?v=aHm2Py39P9M

Luisa Kaiser

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