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Gruppe A | Land 4

URUGUAY

Samstag, 15. Juni

Ich habe eine Wohnung gefunden. Sie kommt meinen Idealvorstellungen ziemlich nahe und ist dennoch unglaublich billig. Trotzdem werde ich mei­nen Etat zusammenstreichen müssen, hoffe aber, es reicht. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als mein restliches Guthaben von 2.465,79 Pesos bei der Hypothekenbank anzugreifen. Heute Abend gehen wir zusammen aus. Ich glaube nicht, dass ich es ihr sagen werde.

Sonntag, 16. Juni

Ich habe es ihr doch gesagt. Wir gingen, dieses Mal ohne einen Stromausfall, drei Blocks bis zu ihr. Ich glaube, ich stotterte, ich beschwor unseren Plan absoluter Freiheit, der Freiheit, uns ken­nenzulernen, zu sehen, was kommen wird, die Zeit ver­gehen zu lassen und zu überdenken. Ich bin sicher, dass ich stotterte. Inzwischen ist es einen Monat her, dass sie im Café erschienen ist, um sich von mir zum Kaffee einladen zu lassen. »Ich möchte dir etwas vorschlagen«, sagte ich. Seit Freitag, den 7. duze ich sie, sie mich allerdings nicht. Ich hoffte, sie würde sagen: »Ich weiß schon …«, was eine große Erleichte­rung für mich gewesen wäre. Doch nein, sie ließ mich das ganze Gewicht des Vorschlags alleine tragen. Dies­mal erriet sie ihn nicht, oder wollte ihn nicht erraten. Ich bin nie ein Experte in vorbereitenden Erklärun­gen gewesen und beschränkte mich deshalb lieber auf das Wesentliche: »Ich habe eine Wohnung gemietet. Für uns beide.« Schade, dass es keinen Stromausfall gab, dann hätte ich mir ihren Blick erspart. Er war traurig, vielleicht. Was weiß ich. Ich habe nie wirklich verstanden, was Frauen mir sagen wollen, wenn sie mich ansehen. Manchmal glaube ich, sie stellen Fragen, und merke erst später, dass sie mir eigentlich antworten. Einen kurzen Moment hing ein Wort wie eine düstere Wolke zwischen uns, eine Wolke, die sich allmählich fortbewegte. Wir dachten beide an das Wort Heirat, und begriffen, dass die Wolke verschwinden und der Himmel schon morgen wieder klar sein würde. »Ohne mich zu fragen?« Ich nickte. Ich spürte den Knoten in meinem Hals. »Ist schon in Ordnung«, sie versuchte zu lächeln. »Mich muss man so behandeln, vor vollendete Tatsachen stellen.« Wir stan­den im Torweg. Die Tür war offen, überall brannten Lichter. Für Mysterien war hier kein Platz, nur für dieses andere Ding, das man Schweigen nennt. Ich begriff langsam, dass mein Vorschlag kein Volltreffer gewesen war. Mit fünfzig Jahren kann man auch keine Volltreffer mehr erwar­ten. Und wenn sie nein gesagt hätte? Ich zahlte einen Preis für diese fehlende Ablehnung, und dieser Preis war die unbehagliche Situation, der unangenehme, fast peinliche Augenblick, sie wortlos vor mir zu sehen, in ihrem dunklen Jackett, ein wenig zusammengesunken und mit einem Gesicht, als müsse sie sich von mehreren geliebten Dingen für immer verabschieden. Sie küsste mich nicht.

Das Finale der litaffin-WM 2010 – USA gegen Portugal

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