Sprecher des Shakespeare Live-Hörspiels "Viel Lärm um nichts"

Geschichten für die Ohren – Live-Hörspiele der Lauscherlounge

Seit neun Jahren werden unter dem Label ‚Lauscherlounge‚ neben regelmäßigen Veröffentlichungen von Hörspielen und -büchern monatlich neue Hörgenüsse auf die kleine, aber feine Bühne der Alten Kantine in der Kulturbrauerei gebracht. Dabei kombinieren die Macher munter verschiedenste Inhalte und Formate. Mit Erfolg.

Sprecher des Shakespeare Live-Hörspiels "Viel Lärm um nichts"Vor jeder Veranstaltung stehen die Menschen Schlange, um einen Platz in Hörweite zu ergattern. Ende Oktober habe auch ich mich wieder einmal nach Prenzlauer Berg aufgemacht. An diesem Abend galt es, Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ einmal ganz anders zu erleben.

Wie jeden letzten Freitag im Monat bekommt das Publikum auch dieses Mal wieder ein Live-Hörspiel auf die Ohren und Augen. Dafür haben sich neben Oliver Rohrbeck, dem kreativen Kopf der Lauscherlounge, Julia Stoepel, Vera Teltz, Peter Lontzek , Jürgen Kluckert und Reinhard Kuhnert auf der klitzekleinen Bühne eingefunden. Selbstverständlich ist auch der Geräuschemacher Jörg Klingenberg sowie der von den Live-Hörspielen nicht mehr wegzudenkende Musiker Dirk Wilhelm wieder dabei. Da kann es schon ziemlich eng an den vier Mikrofonen werden, die auf der Bühne Platz haben. Daran hat sich das Team der Lauscherlounge jedoch längst gewöhnt. Schließlich feierten sie im Juli diesen Jahres bereits ihren 100. Auftritt in der Alten Kantine. Welche Faszination das Live-Hörspiel ausmacht, formulierte Oliver Rohrbeck in einem Interview zum Jubiläum:

Live-Hörspiel, d.h. der Zuschauer kann […] die Augen zumachen und nur hören. Dann wird er Bilder vor Augen haben; dann wird er eine Geschichte in seiner Fantasie ablaufen sehen. Wenn er dann die Augen aufmacht, sieht er wie diese Geschichte entsteht; wie die Schauspieler mit ihren Stimmen arbeiten, um diese Illusion herzustellen.

Geräuschemacher Jörg KlingenbergDas funktioniert auch beim Shakespeare-Hörspiel. Das Zirpen der Zikaden, die Schritte auf dem Kies oder das durchschneidende Geräusch aufeinandertreffender Degen betten die Stimmen der Sprecher in Situationen und Räume. Dazu muss ich nicht einmal die Augen schließen. Und das will ich auch nicht. Ich möchte lieber den Geräuschemacher beobachten, wie er gekonnt Metallstücke gegeneinanderschlägt, während sich vor ihm die Sprecher artikulatorisch duellieren.

Aber der Einblick in die Entstehung einer Hörspieles allein trägt nicht zur Begeisterung der Menschen bei. Es ist das Gefühl, dass auf der Bühne die pure Freude am Sprechen, Schauspielern, Musizieren und Unterhalten im Vordergrund steht. Und die freundschaftliche Atmosphäre, die sich von den Sprechern auf das Publikum überträgt. Da verzeiht, nein bejubelt das Publikum auch den ein oder anderen Versprecher. Denn hier ist schließlich alles live. Das begeistert Menschen aller Altersgruppen. Bunt gemischt tummeln sie sich auf den Stühlen und Bänken der Alten Kantine. Längst kommen nicht mehr nur Hörspielfans, sondern auch Hörgenießer, die Lust auf spontane, interaktivere Leseformate haben. So konnte die Lauscherlounge in den letzten Jahren auch die Songtext-Lesung und die Prima-Vista-Lesungen erfolgreich etablieren.

Sprecher Oliver Rohrbeck, Jürgen Kluckert und Peter LontzekWie erfolgreich Rohrbeck und Co. mit ihren innovativen Formaten sind, zeigt sich auch daran, dass für manche Hörspiele auf andere Veranstaltungsorte zurückgegriffen werden musste. Das „Dracula“-Hörspiel kam so vor sechs Jahren 1.400 Zuhörern im Jagdschloss Grunewald zu Gehör. Dass sich in neun Jahren auf den schmalen Brettern der Alten Kantine kein Live-Hörspiel wiederholt hat, macht jeden Besuch tatsächlich zum sprichwörtlich einmaligen Erlebnis.

 

Und nun seid ihr dran: Habt ihr Literaturveranstaltungen jenseits von Buch und Wasserglas besucht? Welche außergewöhnlichen, wenn nicht einmaligen Hörspielerlebnisse habt ihr gemacht?

© Bilder:Treutler

2 Kommentare zu „Geschichten für die Ohren – Live-Hörspiele der Lauscherlounge“

  1. Ich war mal bei einer Literaturveranstaltung in einer alten Straßenbahn beim Bremer Viertelfest. Poetry Tram hieß das. Es war seeeeehr warm drin. Jeder hätte sich über ein Wasserglas gefreut, aber generell ist schon mal alles spannend, was anders ist als eine traditionelle Wasserglas-Lesung.

    Die Lauscherlounge hört sich nach einem guten Tipp an. Danke, Janine!

  2. Die Songtext-Lesungen der Lauscherlounge sind auch ein durchaus tolles und witziges Format. Lieder, die man in- und auswengid kennt plötzlich erstens auf Deutsch und zweitens ohne Musik vorgelesen zu bekommen, ist erschreckend witzig -- beides zu gleichen Teilen. Da hört man dann so Dinge wie „Das Ende“ von den „Türen“. :)

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