jung & unabhängig: Literatur in Weißensee

Wem ein Sonntag im Bett nicht genügt, der ist bei der Lesereihe Literatur in Weißensee im Roten Salon der „Brotfabrik“ genau richtig. An sechs auserkorenen Sonntagen im Jahr lädt der Schriftsteller und Philosoph Alexander Graeff dazu ein, Autor*innen zu begegnen, die ihre Texte im Rahmen eines von ihm gewählten Themas vortragen.

Anschließend findet ein Gespräch zwischen beiden statt, bei dem in vorangegangen Lesungen bereits Erinnerungen ausgegraben, Mythen nachgegangen, Ängste erläutert oder Peinlichkeiten offengelegt wurden – je nachdem, welches Thema den Abend bestimmte. Dieses Jahr startet die 4. Staffel von Literatur in Weißensee, die unter dem Motto „Musik“ mit Lutz Steinbrück, Lyriker und Sänger der Band „Neustadt“, einen gelungenen Auftakt feiern konnte. Seit dem Beginn der Lesereihe im Jahr 2013 nahmen bereits neben Alexander Graeff Platz: u.a. Luise Boege (Thema: Peinlichkeiten), Georg Leß (Thema: Bedrohungen), Jan Kuhlbrodt (Thema: Stadt), Lea Schneider (China) und Johannes CS Frank (Thema: Religion).

Alexander Graeff / © Ute J. Krienke
Alexander Graeff / © Ute J. Krienke

Beginn: 19:30 Uhr

Eintritt: 6€/ 3€ ermäßigt

Ort: Roter Salon in der Brotfabrik

Adresse: Kunst- & Kulturzentrum Brotfabrik, Caligariplatz 1, 13086 Berlin

Anfahrt: Tram: M2, M12 und M13 Prenzlauer Allee/Ostseestraße, Bus: 158, 156, 225, 10 min Fußweg vom S-Bahnhof Prenzlauer Allee (Ring-Bahn)

Homepage: www.literatur-in-weissensee.de

Nächste Lesung: 11. September 2016

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© LIW intern

Wie würdest du die Lesereihe Literatur in Weißensee in drei Wörtern beschreiben?

Lebendige Gegenwartsprosa und -lyrik. Mist, vier!

Wie kam es zu der Idee, eine Lesereihe in Weißensee zu etablieren?

Die Idee war, mit der Lesereihe an die literarische Geschichte Weißensees anzuknüpfen und das literarische Leben in die „Brotfabrik“ (zurück) zu holen. Weißensee war immer schon ein Ort, an dem viele Schriftsteller*innen lebten und arbeiten. Bis heute. Wir haben das Brecht-Haus am See und auch der Dadaist Wieland Herzfeld war hier. In der Brotfabrik gehörte die Literatur bis Ende der 90er Jahre zum festen Programm, dann auf einmal nicht mehr. Seit ein paar Jahren ist sie aber wieder da!

Nach welchen Kriterien wählst du Autor*innen aus?

Die literarischen Gäste sollten einen professionellen Anspruch an ihre Literatur haben. Ansonsten ist es ein Mix aus Bewerbungen, Empfehlungen und subjektiven, eher zwischenmenschlichen Kriterien.

Was verstehst du unter einer gelungenen Lesung? Für Publikum und Autor*in?

Für beide: Ein unterhaltsamer Abend mit abwechslungsreicher Literatur, zeitgemäßen Inszenierungsformen und einheitlichem Veranstaltungskonzept. Das Ganze in einem angenehmen, offenen Umfeld, buntes Publikum, gute Getränke, faire Preise.

Wie wichtig ist Interaktion mit dem Publikum?

In der Pause und nach der Lesung: sehr wichtig.

Was müssen Literaturveranstaltungen zukünftig bieten, um neue Zielgruppen zu gewinnen?

Beständigkeit (des Angebots), Offenheit gegenüber zeitaktuellen Ereignissen und Vielfalt. Das müssen aber auch die Zielgruppen zukünftig bieten, sonst kommt man nicht mehr zueinander.

Siehst du Performativität als wichtige Komponente, Literatur zu vermitteln?

Ja, aber nicht als literaturfremdes Mittel das von Außen angeklebt wird, sondern als eine Möglichkeit, die aus dem Lesen von Texten selbst erwächst.

Was bietet die „Brotfabrik“ als Veranstaltungsort?

Seit über 25 Jahren kulturelles Angebot in nahezu allen künstlerischen Sparten (Film, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur), das erste Ostberliner Programmkino, Starthelfer für zahlreiche Künstler*innen und Autor*innen, wie z.B. Max Goldt, Wiglaf Droste, Tanja Dückers.

Wie hat sich die Lesereihe über die Zeit verändert/entwickelt?

Das Grundkonzept ist weitestgehend beständig geblieben; immer noch ist es eine dialogische Lesung, immer noch reagiere ich mit Texten und Fragen auf die Texte meiner literarischen Gäste. Veränderungen gab es nur in der Häufigkeit der Lesungen und in der Höhe der verfügbaren Fördermittel. Im ersten Jahr veranstalteten wir noch jeden Monat eine Lesung, mittlerweile sind es sechs pro Jahr. Anfangs gab es Fördergelder, letztes Jahr nur sehr wenig, seit diesem Jahr überhaupt keine mehr. Dieses Los trifft wohl aber irgendwann jede Lesereihe in Berlin, die sich nicht die Etiketten „interdisziplinär“, „bilingual“ oder ähnliches anklebt.

Welche drei Gründe könntest du nennen, warum wir einen Abend mit Literatur in Weißensee nicht verpassen sollten?

1. Weil es bei jeder Ausgabe ein anderes Thema gibt, einen anderen Gast und andere Texte – langweilig wird’s also nie!

2. Weil die Reihe nicht nur ein Lesungsformat darstellt, sondern auch ein Instrument des gegenwärtigen und regelmäßigen literarischen Diskurses, der – neben allen literaturbetrieblichen Aktivitäten – in dieser Stadt oft zu kurz kommt. Ein Abend mit Literatur in Weißensee ist immer mehr als Lesung, in der Pause und im Anschluss gibt es nicht selten angeregte Diskussionen der Lesenden wie des Publikums zu Literatur und Welt.

3. Weil die „Brotfabrik“ zentral gelegen ist, man sie mit Straßenbahn, S-Bahn und Bus aus allen Richtungen Berlins gut und bequem erreichen kann.

© LIW intern

 

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Luisa Kaiser

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