Sie sind hochpoetisch, mal melancholisch, mal gewitzt, absurd oder einfach nur schön: Songtexte deutscher Musiker können sich hören lassen – und das auch ohne akustische Stütze. Das bewies beispielsweise Max Herre, füherer Freundeskreis-Frontman, der im letzten Jahr auf der lit.Cologne zu Gast war: Er las seine Texte ohne Band im Rücken – ein voller Erfolg, wie ihr bei einem meiner Lieblingsblogger nachlesen könnt.
Das Verhältnis von Poesie und Songtext lotet nun zum ersten Mal auch das Poesiefestival Berlin aus: Am Freitag diskutieren zunächst Literaturwissenschaftler, Autoren und Musiker zum Thema „Lyriks. Songtexte als Dichtung“ – im Anschluss daran verwirklichen PeterLicht, Gustav und Thomas Meinecke die Theorie in tanzbare Praxis. Ein schöner Anlass, um meine Lieblingszeilen aus den 10 besten deutschen Songs zusammenzustellen. Voilà!
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Erdmöbel | „Ich konnte sie an diesem Vormittag nicht vergessen, und später während der Rückfahrt in meinem Nissan Diesel hätte ich den Kopf ans kalte Fenster legen können, wie ich es früher auf Klassenfahrten getan hatte, in Gedanken an Mädchen, in die ich verliebt war, in Bussen, deren Scheiben vibrierten. Das fiel mir ein, als ich ausstieg.“ |
2 |
Tex | „Der Himmel ist ein Italiener, die Kamera ist neu. Gibt sich im Dunkel redlich müh, wir sind still und gut und scheu. Der Himmel ist die Ewigkeit in diesem Augenblick, wenn wir uns mal verlieren, geh ich den ganzen Weg zurück.“ |
3 |
Niels Frevert | „Und an der Stelle, wo die Sonne eben war, bleibt ein Punkt, ein heller, türkisfarbener. Mit geschlossenen Augen und Flattern in den Armen stehe ich in der Gegend, alle Lichter an, wie ein Baukran.“ |
4 |
Clueso | „Mein Herz liegt auf deinem Desktop, gespeichert unter meinem Namen. Schick’s mir doch per E-Mail, ich würd’s gern wieder haben. Ich glaub, es liegt an der Kasse in deinem Lieblingsrestaurant. Und während du das Dessert vernaschst, rempelt irgendwer es ständig an.“ |
5 |
PeterLicht | „Manchmal frag ich mich, wo all unsere Leute jetzt sind, sie kamen uns abhanden unterwegs. Und wie das ist, wenn auch wir dann abhanden kommen, welches Funksignal uns dann noch erreicht.“ |
6 |
Blumfeld
Lass uns nicht von Sex reden |
„Lass uns nicht von Sex reden, ich weiß gar nicht wie das gehen soll: sich vereinigen. Ich kann nicht mehr als berührend fühlen. Ich will kein Versprechen geben, beim Frühstück würde ich es brechen ohne zu wollen. Wie möchtest du dein Ei? Auf oder unterm Tisch?“ |
7 |
Spaceman Spiff | „Du und ich und eine Schneeballschlacht, wir bewerfen uns mit Schnee von gestern. Du wirfst wie ein Mädchen, aber triffst wo es weh tut. Nicht so schlimm. Ich muss bloß los, wo anders hin.“ |
8 |
Die Kleingeldprinzessin | „Und dann in deinem Arm alles gut, alles andere egal, alles du, alles Dur, alles nur, ein Kitzellachen, fühl mich wohl, sind Momente wie Geschenke, wie Getränke mit Grenadine und Alkohol. Und dann im deinem Arm alles gut, alles andere egal, das Gerede der Welt scheint banal, hier kann ich sein, was ich bin, frei mit dem Herz in der Hand und drei Worten im Sinn.“ |
9 |
Olli Schulz und der Hund Marie
Rückspiegel |
„Auf der Straße tobt der Regen, in seinem Wagen die Musik. Er fährt noch einmal durch die Gegend, in der sein Herz begraben liegt.“ |
10 |
Jupiter Jones | „Klar hab ich Angst und klar weiß ich’s besser, am Ende von Allem steht immer ein Stammtisch aus Liebe und Angst, Hass und Verzeiflung. Ich hab ihn selbst gesehen… und überlebt. Zurück ins Licht, der Sonne entgegen… Ist es kalt da wo du stehst, dann fang an dich zu bewegen.“ |
Wie jede Liste ist auch diese natürlich höchst subjektiv und unvollständig. Ergänzungen sind willkommen!
Foto: cc flickr.com (miss_rouge)
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