Für den Eimer? Bücher, die wir nicht zu Ende lesen konnten

„Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte.“ (J.J. Osborne) Doch muss man es immer so weit kommen lassen? Bei den folgenden Büchern haben wir Mitglieder aus der litaffin-Redaktion uns entschieden – mal kurzerhand, mal nach mehreren Anläufen – schon vorher mit dem Weiterblättern aufzuhören.

Miguel de Cervantes – Don Quijote: Bin noch nicht mal bis zu den Windmühlen gekommen. Joseph Conrad – Herz der Finsternis: Zu oft „Apocalypse Now“ gesehen. Fjodor Dostojewski – Der Spieler: Dreimal versucht, dreimal abgebrochen: Geldsorgen und Liebesnöte in Roulettenburg bleiben stinklangweilig. William Goldmann – Die Brautprinzession: Witz komm raus, du bist umzingelt…  Günter Grass – Katz und Maus: Vorher zu viel über Grass gelesen. James Joyce – Finnegans Wake: Ernsthaft James? James Joyce – Ulysses: Der illustren Turmgesellschaft im ersten Kapitel konnte ich noch etwas abgewinnen, mein Wille, eines der wichtigsten Werke der klassischen Moderne zu lesen, scheiterte dann aber an Joyces Spracheskapaden. Thomas Mann – Der Zauberberg: Ich wollte ihn zu Ende lesen, wirklich, aber dann hab ich mich plötzlich so unwohl gefühlt… Thomas Mann – Die Buddenbrooks: Die ersten 20 Seiten habe ich inzwischen viermal gelesen. Es gab irgendwie immer Spannenderes zu lesen. Pascal Mercier – Nachtzug nach Lissabon: Fühlte sich auch an wie ein Nachtzug, eintönig und einschläfernd!  Walter Moers – Das Labyrinth der Träumenden Bücher: 60 Seiten Buchhaimer Puppetismus? Nein Danke, Walter. A little less conversation, a little more action please.  Sten Nadolny – Die Entdeckung der Langsamkeit: Ich hab’s dreimal begonnen und fand es jedes Mal so langsam und lahm wie der Titel schon sagt. Für mich keine Entdeckung, sondern eine Verwerfung der Langsamkeit. Leif Randt – Leuchtspielhaus: Wiley und Kito? Hohes Aggressionspotenzial! Jonathan Safran Foer – Extremely Loud & Incredibly Close: Boah, Oskar nervt. Gary Shteyngart – Super Sad True Lovestory: Super Sad True Reading Experience.

Und ihr? Lest ihr Bücher grundsätzlich immer bis zum Ende, auch wenn sie euch nicht gefallen, oder haltet ihr das für verschenkte Zeit? Welche Lektüre habt ihr besonders gern abgebrochen?

© Bild CC Flickr/coraburger 

(Beiträge gesammelt und zusammengestellt von Sarah Ehrhardt, Therasa Kellner und Caroline Merz.)

17 Kommentare zu „Für den Eimer? Bücher, die wir nicht zu Ende lesen konnten“

  1. Das letzte Mal, dass ich mich gezwungen habe, ein Buch zu Ende zu lesen: „Anna Karenina“. Und währenddessen des öfteren selbst mit dem Gedanken gespielt, vor einen Zug zu hüpfen.
    Seither werden Bücher abgebrochen. Schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
    Darunter besonders gern abgebrochen:

    Virginia Woolf: „Mrs Dalloway“ -- immer wieder und mit Freuden.
    Günther Grass: „Hundejahre“ -- schon nach drei Seiten und mit Schmackes.
    Uwe Tellkamp: „Der Turm“ -- ich steh dazu.
    James Joyce: „Ulysses“ -- dito, Caroline. Und danke für den schönen Artikel.

  2. heike_we_rneburg

    Nein. Manches kann man nicht zu Ende lesen. Bzw. man ist gerade nicht in Stimmung für das Thema. Die Buddenbrooks habe ich auch nur angelesen, dann davon abgelassen, weil was spannenderes da war.

    Ganz schlimm für mich war Tellkamps „Der Turm“. Wie ich sehe, wenn ich nach oben schaue, bin ich damit nicht alleine. Seit Wochen liegt auf dem Nachttisch „Die Säulen der Erde“. Ob ich das noch fertig kriege, mal sehen.

    1. Wie stehst du zur Verfilmung, die vor kurzem lief? Ich find ja, so schlimm das Buch ist, aber für eine ARD-Verfilmung ist es ganz gut gemacht gewesen, wesentlich bereinigt von abseitigen Handlungen.
      Aber witzig, dass dir die Schachtelsätze so aufstoßen -- ich dacht ja immer, die sind halt das Mittel, um uns in das „Klebrige“ der untergehenden DDR reinzuziehen. Was an und für sich ja auch in Ordnung wäre -- wäre das Buch nicht so endlos lang!

      PS: Mein Abbruch geschah auf Seite 311 -- eigentlich viel zu spät, dafür dass ich das Buch wirklich nicht leiden kann.

  3. Ich lese nicht immer zuende. Je nach (Eigen-)Anspruch gebe ich einem Buch dann manchmal noch eine zweite oder dritte Chance.
    Manchmal finde ich das Buch dann bei einem späteren Anlauf super, obwohl es beim ersten Mal gar nicht zünden wollte (so geschehen bei „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ von Peter Hoeg).

    Was trotz mehrmaligen Versuchs elendig verreckt ist, waren diese:
    „Engel im Schnee“ -- Stewart O’Nan (und das, obwohl ich O’Nan liebe!)
    „Vox“ -- Nicholson Baker. Die Sprache war mir zu pubertär, da wollte keine Erotik aufkommen bei mir.
    „Onkel Toms Hütte“ -- Hab den Namen vergessen. So viel Rassismus auf einem Haufen ertrage ich auch nicht vor einem geschichtlichen Hintergrund.

    Weggelegt. Fallen jetzt alle im Bücherregal der bakteriellen Zersetzung anheim.
    Amen.

  4. Ich versuche grundsätzlich alle Bücher auch zu Ende zu lesen, bei manchen fällt das sehr schwer, aber ein Buch einfach aufzugeben und abzubrechen fällt mir irgendwie noch schwerer.

    Das einzige abgebrochene Buch, an das ich mich erinnern kann, war „Unentschlossen“ von Benjamin Kunkel. Eine Zumutung!

  5. Früher habe ich manches Buch abgebrochen, darunter war irgendetwas von Karl May und auch der Ulysses. Heute passiert mir derartiges selten. Gut erinnern kann ich mich aber noch an folgende Fälle:

    Doris Lessing, Anweisungen für einen Abstieg zur Hölle (Hätte ich ebensolche bewusstseinerweiternden Substanzen zur Verfügung gehabt, hätte ich vielleicht…)

    Wolfgang Beutin, Das Jahr in Güstrow (wenn alles, was von Literaturprofessoren geschrieben wurde, auch unterhaltsam wäre, hätte ich vielleicht…)

    David Grossmann, Sei du mir das Messer (wenn das Pathos nicht so übermächtig gewesen wäre, hätte ich vielleicht…)

  6. Früher habe ich mich gezwungen alles zu Ende zu lesen, aber inzwischen hat sich da manches geändert.
    Das letzten Bücher, das ich abgebrochen habe, ist:

    Leo Tolstoi, Krieg und Frieden … unendlich lang und mir fehlte die Geduld.

    Werde ich aber irgendwann lesen, vielleicht bei der Rente…

  7. Jeder kennt es: die Spannung und Freude auf ein frisch erworbenes Buch. Begleitet von hochlobenden Rezensionen in den gängigen Feuilletons war es bei mir „Was davor geschah“ von Martin Mosebach. Das mich allerdings so gar nicht begeistern konnte. Sprachästhetik hin oder her -- die Langatmigkeit dominierte.

    Eines langen Atems entschlossen und getreu der Devise, dass man sich auch durch Literatur lesen muss, die einem nicht ad hoc zusagt (Dinge können sich ja ändern!), habe ich es versucht. Wieder und … nein, nicht wieder. Ich habe es gelassen. Und mit Blick auf all die ungelesenen Schätze in meinem Bücherregal habe ich es gerne abgebrochen. Manchmal passt’s eben einfach nicht.

  8. Ich lese meist schon im Geschäft die erste Seite und gucke, ob mir der Schreibstil gefällt. Im Idealfall sind Bücher so geschrieben, dass man sie am Liebsten ohne Unterbrechung von der ersten bis zur letzten Seite verschlingen möchte. Schafft der Autor/die Autorin es aber nicht mich zu „fesseln“, gehe ich halt wieder und lege das gekaufte Buch auch zu Hause wieder an die Seite.
    Sehr enttäuscht war ich z.B. von Leonie Swanns Glennkill. Obwohl mir die Idee des Schafkrimis in Irland super gefiel und das Buch auch den „erste-Seite-Test“ bestand, konnte ich es nicht zu Ende lesen. Es hat mich sehr genervt, was sie aus der Idee gemacht hat und ich dachte mir ständig: „Das hätte ich anders geschrieben.“ Manchmal gebe ich Büchern allerdings eine zweite Chance. Glennkill wartet noch. :)

  9. @Insa. Eine Leseprobe ist natürlich hilfreich und eine gute Idee. Leider reicht das, wie du selbst festgestellt hast, aber auch nicht immer. Mein Argument ist, dass man dabei nur etwas über den Stil, nicht aber über Aspekte wie Entwicklung der Geschichte, Inhalt, etc. erfährt. Bei Bernhards „Der Atem“ hätte ich sonst schon viel zu früh aufgegeben.
    Man kann sich erst mit den Seiten eine Meinung über Inhalt und Stil machen. Daher finde ich, muss man wohl einfach in Kauf nehmen, einfach mal ein Buch nicht zu Ende zu lesen.
    „Like the flowing river“ von Paulo Coelho konnte ich nicht zu Ende lesen. Da jede der 103 Kurzgeschichten aber den gleichen Inhalt, war das wahrscheinlich nicht schlimm. Aber ist es nicht interessant, wie man sich sehr gut an die Bücher erinnern kann, die man abgebrochen hat?

  10. Jaja, diese ganzen abgebrochenen und zur Seite gelegten Bücher… davon kann ich leider auch ein Lied singen. Obwohl es sich bei mir in Grenzen hält, plagt mich jedes Mal wieder ein schlechtes Gewissen, sich nicht „durchgebissen“ zu haben. Doch dann tröste ich mich mit dem Gedanken: Was bringt es mir, sich durch ein Buch zu quälen, wenn lesen doch eigentlich (ent-)spannend sein soll! Dass dich ein Gefühl von Unlust beschleicht, wenn du zur Lektüre greifst, verdirbt mir den Spaß an der ganzen Sache. So kam es schon des Öfteren vor, dass ich auch vom Feuilleton hochgelobte Bücher vorzeitig beenden musste, da sie mich einfach nicht fesselten bzw. der Schreibstil nicht gefiel (z.B. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“). Im übrigen gebe ich Johannes recht: An eben diese „Abbruch-Bücher“ kann man sich sehr gut erinnern… Warum eigentlich?

  11. Zu wenig Zeit -- zu viele g u t e Bücher. Schlechte Bücher ist verschenkte Lebenszeit!

    Hoppe führt meine persönliche Wegleger-Liste derzeit an. Habe überlegt -- das nächste Bücherkränzchen müsste eigentlich zu genau diesem Thema sein. Das bietet doch allerhand Gesprächsstoff. Bei der obigen Liste juckts mich nämlich schon oft zu rufen: Halt, das ist doch ein tolles Buch! … Könnte spannende Diskussionen auslösen.

  12. Der Zauberberg -- ich find es faszinierend, dass dieses Buch es tatsächlich schafft, in allen möglichen medialen Transformationen (Film, Hörbuch…) seine Langeweile zu bewahren. Ich kam bis Seite 126; Kassette 1, Seite 1; Film-Minute ~20. :)

  13. Claudi, dir hat „Der Hunderjährige…“ nicht gefallen?!? Was? WAS? Ich fand‘ das war eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe!

    Naja, was dem einen die Fessel ist dem anderen das Teflon…. oder so.

  14. Katharina Hierling

    Ich glaube, meine schnellste Aufgabe war Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Unlesbar. Unfassbar!
    Und neulich habe ich tatsächlich einen Krimi auf den letzten 60 Seiten wegelegt. Hjordt & Rosenfeldt „Die Frauen, die er kannte“. Fand der ersten schon doof, wollte dem zweiten aber wenigstens eine Chance geben. War aber auch nichts. Aber einen Krimi beim Showdown wegzulegen ist irgendwie bitter.

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