future!publish 2017 – Die Zukunft des Literaturbetriebs

Am letzten Januarwochenende traf sich der Literaturbetrieb in Berlin auf Einladung der PR-Agentur Literaturtest. Wir waren mit dabei und wurden Zeuge, welch große Baustelle der Kongress versucht anzupacken. Zwischen spannenden Projekt-Vorstellungen, Workshops zu Design Thinking und modernem Arbeiten wurde gleichzeitig klar, wie bitter nötig die Buchbranche einen solchen Kongress hat.

Stephan Porombka © Sabine Felber / Literaturtest
Stephan Porombka © Sabine Felber / Literaturtest

Ausgestattet mit Goodie-Bags und Namensschildern ließen sich alle Kongressteilnehmer in die knautschigen Kinosessel im größten Saal der Urania Berlin fallen, um sich von Stephan Porombka auf die folgenden eineinhalb Tage einschwören zu lassen. Ein schlauer Zug der Veranstalter, statt eines Vertreters der Branche Porombka als Redner einzuladen. Schließlich saßen in diesem Saal vom Buchhändler, Verlagsvorstand über Literaturblogger alles, was die Buchbranche an Berufsbildern zu bieten hatte. Porombka wies sein Publikum darauf hin, welch große Verantwortung sie tragen:

Unter den gegenwärtigen Bedingungen wird deutlich, dass es beim Future Publishing eben nicht mehr bloß um den Hype des Fortschritts geht […]. Es geht auch nicht darum, einfach nur Content auf eine möglichst innovative Weise in Umlauf zu bringen. Future Publishing meint Gestaltung von Öffentlichkeit.

Mit den ersten zwei Vorträgen wurden die euphorischen Gemüter aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In einem Saal ging es um die Organisation einer Betriebsnachfolge, im anderen um Gleichstellung. Da wurde klar, bevor hier jemand Öffentlichkeit gestaltet, ist erst einmal an ganz grundsätzlichen Strukturen in der Branche zu arbeiten. Der Alternativvortrag über Hackerkultur, der im Programm den wohl größten Innovationsglanz verstrahlte, musste leider krankheitsbedingt ausfallen.

In den drei schnellen Vorstellungsrunden mit dem Titel future!inspiration stellten sich Unternehmen und Projekte vor, die diese Grundlagenkurse sicher nicht mehr brauchen. Aus Ideen sind hier ganz konkrete Unternehmungen geworden. In einer Auflistung unter diesem Artikel ist eine Auswahl dieser kurz und knapp beschrieben.

Auf der Leipziger Buchmesse wird es einen kleinen Ableger der future!publish geben, welches sich besonders an den Nachwuchs der Branche richtet. Die future!publish Nachwuchstage bieten eine Mischung aus Vorträgen, Messerundgang und vor allem Networking-Möglichkeiten. Dies bildete auch den Kern und größten Mehrwert des Kongresses Ende Januar.

© Sabine Felber / Literaturtest
© Sabine Felber / Literaturtest

Es wurde sich ausgetauscht, diskutiert und das vor allem zwischen allen Berufsgruppen, die die Branche zu bieten hat. Im Kopf hallte dabei allen noch ein wichtiger Satz aus der Keynote Porombkas nach, die gleichzeitig als Einladung für die future!publish 2018 verstanden werden kann:

dass nichts so bleibt, wie es jetzt schon angekündigt wird, sondern eben nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum nächsten ist.

Thomas Böhm und Carsten Sommerfeldt © Sabine Felber / Literaturtest
Thomas Böhm und Carsten Sommerfeldt © Sabine Felber / Literaturtest

Shared Reading

Nach dem britischen Vorbild „The Reader“ brachten Thomas Böhm und Carsten Sommerfeldt das shared reading nach Deutschland. Das ganze ist kein klassicher Buchclub, sondern ein gemeinsames Erleben und Besprechen von Texten. Ein sogenannter facilitator liest den Teilnehmern einen mitgebrachten Text vor. Jeder lässt ihn auf sich wirken und reagiert spontan. Es werden Assoziationen unter den shared readern geteilt und ein intensives Gespräch über den Kern von Literatur entsteht. Das Projekt macht Nicht-Leser zu Lesern und hat sogar einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit.

Wondermags

Eine Bloggerplattform für jeden, der hochwertigen Content zu bieten hat und ein einfaches System sucht, seine Inhalte ebenso ansprechend zu gestalten und bestenfalls auch noch zu Geld zu machen.

Log.os

Von diesem Ebook-Anbieter und sozialen Netzwerk in Personalunion haben sicher schon einige gehört. Eine Zeile lesen und dann sofort für die Öffentlichkeit, bzw. seine Follower teilen oder kommentieren, das ist die Idee hinter Log.os.

Voice Republic

YouTube und Co. bieten nicht für alle Inhalte den richtigen Rahmen. Das ist die Nische, die Voice Republic schließen möchte. Für hochwertige Inhalte aus dem Kulturbereich, egal ob Audio oder Video, bietet diese Plattform einen hochwertigen Ort im Internet.

NetGalley

Eine Plattform, auf der der „professionelle“ Leser vom Literaturkritiker bis zum Buchhändler mit digitalen Rezensionsexemplaren versorgt wird. So sparen die Verlage tausende Euro Druck- und Versandkosten.

Mediaspot

Eine App, um Bücher und Magazine unterwegs an bestimmten Orten wie Cafés, Reisebussen oder Freibädern, die diesen Dienst anbieten, gratis lesen zu können.

Liv Thamsen

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