Ich bin die Zielgruppe. Ja, ich interessiere mich für junge Literatur, ja, ich entdecke gerne Abseitiges und Ungewöhnliches, und ja, ich will JETZT schon lesen, wer nächstes Jahr den Open Mike gewinnt und übernächstes Jahr seinen ersten Roman veröffentlicht. Also greife ich zu Literaturzeitschriften. Die von der Sorte jung, innovativ und experimentell, versammelt unter junge-magazine.de.
Sie tragen klangvolle Namen wie „BELLA triste“, „sprachgebunden“, „lauter niemand“ oder „Krachkultur“, sie werden von ambitionierten Machern in Bremen, Hildesheim, Leipzig und Berlin herausgegeben und sie erleben begeisterte Zustimmung in den Feuilletons. Jedoch: Spaß macht das Lesen der jungen Literaturzeitschriften nicht.
Zunächst einmal ist da das Layout. Mit allem hatte ich gerechnet, nicht aber mit einem Hang zum Minmalistischen, zu mehr oder weniger trockenen Bleiwüsten. „Wir sind schlichter als schlicht“, scheinen „EDIT“ und Konsorten zu rufen, „kein unnötiger Firlefanz, hier steht der Text im Mittelpunkt.“ Text im Mittelpunkt, schön und gut, aber muss das aussehen wie „Sinn und Form Reloaded“? Nimmt man sich nicht damit die Möglichkeiten einer Zeitschrift?
Mühsam ist das Lesen. In jedem Magazin finde ich etwa ein bis zwei Texte, denen ich etwas abgewinnen kann. Zum Großteil finde ich keinen Zugang, als verberge sich ihr Sinn hinter einem schweren dunklen Vorhang der Intellektualität. Da gibt es den literarischen Essay, dessen Potential hier angeblich ausgeschöpft wird (mich ERschöpft das eher), da gibt es experimentelle Dramen, Gespräche und Monologreihen – Formen, die nirgendwo sonst zu lesen sind (zu Recht?), da gibt es Kurzprosa und Gedichte, die bestimmt etwas wichtiges zu sagen haben – mir aber nicht. Besonders anstrengend bei all dem: die permanente Reflexion des eigenen Schreibens, die fühlbar in den meisten Texten mitschwingt.
Bin ich überhaupt das Zielpublikum? Sind nicht doch eher elitäre Zirkel gemeint, geheime Kreise des Literaturbetriebs, zu denen der durchschnittliche Literaturinteressierte einfach keinen Zugang hat? „Es wäre falsch“, schreibt die „EDIT“ im Editorial des aktuellen Hefts, „die Texte dieser Ausgabe als ‚schwierig’ abzutun, als würden sie nicht den Anspruch erheben, verstanden werden zu wollen.“ Möglich, dass die Texte diesen Anspruch haben – ich kapituliere.
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