Und was macht man damit? #1 Laura Sonnefeld

Die Möglichkeiten nach einem geisteswissenschaftlichen Studium sind vielfältig. Erzählt man jedoch, dass man beispielsweise Literatur-, Theater-, oder Kulturwissenschaft studiere, erwartet einen oft der gleiche fragende Blick. Deshalb stellen wir euch in unserer Reihe Und was macht man damit? erfolgreiche Absolventen in verschiedensten Positionen vor. Das sind junge Menschen, die in Verlagen arbeiten, als freie Lektoren, Journalisten oder Autoren jeglicher Art tätig sind, neue digitale Möglichkeiten ausprobieren oder die es doch in eine ganz andere Richtung verschlagen hat.

 

Laura Sonnefeld

Als erstes verrät uns heute Laura Sonnefeld, Absolventin des Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft an der FU Berlin, von ihrer Leidenschaft für Kinderbücher, wie sie zu ihrem jetzigen Job bei Oetinger34 gekommen ist und welcher Autor die Gefühlswelt eines jungen Menschen für sie am treffendsten beschreiben kann.

Was wolltest du als Kind werden?
Schauspielerin. Bis zum Abitur sogar. Lange Zeit aber auch Polizistin bei der Drogenfahndung. In meiner Vorstellung besitzt da jeder einen Schäferhund.

Was genau hast du studiert und warum hast du dich dafür entschieden?
Nach dem Abi bin ich nach Hildesheim gezogen und habe dort „Philosophie-Künste-Medien“ studiert. Philosophie im Hauptfach und Literatur im Nebenfach, dazu Kulturwissenschaften, Kulturpolitik etc. Ich hatte mich für ganz verschiedene Studiengänge beworben, Hildesheim ist es eher zufällig geworden. Nach meinem Bachelor und einem Jahr als Buchhändlerin, wusste ich, dass ich in der Verlagsbranche arbeiten möchte und habe noch den Masterstudiengang „Angewandte Literaturwissenschaft“ an der FU in Berlin drangehängt.

Wusstest du schon während deines Studiums, in welchen Beruf du möchtest?
In meiner Zeit in Hildesheim habe ich mein erstes Verlagspraktikum im Bilderbuch-Lektorat des Gerstenberg Verlags absolviert – danach wusste ich, dass ich weiterhin mit Kinderliteratur arbeiten möchte. Dass es nun Pressearbeit und nicht Lektorat geworden ist, sehe ich auch ganz pragmatisch: Mir liegt kommunizieren einfach mehr als Stillarbeit. Allerdings haben sich meine Wünsche über die letzten Jahre auch immer wieder verändert. Momentan könnte ich mir vorstellen, noch direkter mit Kindern zu arbeiten und den Bereich Leseförderung zukünftig auch praktisch umzusetzen.

Wo hast du während des Studiums Berufserfahrungen gesammelt?
Ganz klassisch habe ich erst einmal ein paar Verlagspraktika absolviert, z.B. bei Gerstenberg und Tulipan. Dann habe ich nach meinem Bachelor ein Jahr in Vollzeit bei der BUCHBOX in Berlin als Buchhändlerin gearbeitet. In dieser Zeit durfte ich auch die Organisation der Kinderveranstaltungen übernehmen, was ich insgesamt 1,5 Jahre gemacht habe. Während meines Masterstudiums habe ich den Kundenservice eines Start-Ups betreut, habe bei ocelot mit angepackt und letztendlich habe ich eine praktische Masterarbeit in der Verlagsgruppe Oetinger geschrieben.

Wo arbeitest du jetzt und was genau sind deine Aufgaben?
Seit April 2014 unterstütze ich das Digitalprojekt Oetinger34 des Oetinger Verlags in Hamburg. Zu meinen Aufgaben gehören die strategische Konzeption und Betreuung der Social-Media-Maßnahmen, Veranstaltungsarbeit, interne und externe Kommunikation und bald auch die kommunikative Betreuung der Titel des ersten Oetinger34-Programms.

Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Anfang des Jahres bin ich aus dem Oetinger34-Großraumbüro in ein kleines Büro mit drei Schreibtischen in die Presseabteilung umgezogen. Mein Umfeld ist zwar ein ganz anderes (nun störe ich nicht mehr unsere Entwickler mit meinen Telefonaten), doch mein Schreibtisch sieht erstaunlich ähnlich aus. Ein Bildschirm, Tastatur, Maus und dazu ein paar liebgewonnene Stücke aus dem letzten Jahr. Pettersson und Pippi begleiten mich auch von Büro zu Büro, aber das ist in diesem Haus auch gar nicht verwunderlich.

Was gefällt dir besonders gut an deiner Arbeit?
Dieses Jahr wird für uns alle im Team besonders spannend. Oetinger34 gibt es bereits seit einem Jahr, diesen Herbst wird es allerdings die erste Edition, die ersten Bücher geben. Auf diesen Moment fiebern wir jetzt alle gemeinsam schon so lange hin, das ist echt besonders. Es kommen dieses Jahr also noch viele spannende Momente auf uns zu. Viele erste Male. Das gefällt mir gut und macht das Arbeiten spannend. Generell mag ich einfach Teamarbeit und den Kontakt mit Menschen. Ich kommuniziere gerne, ich mag Messen und Smalltalk und Kontakte knüpfen. Öffentlichkeitsarbeit, mit allem was dazu gehört.

Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Ach herrje, diese Frage… Vielleicht mache ich in fünf Jahren ja Kreativitäts-Workshops mit Kindern? Oder arbeite als PR-Beraterin in einer hippen Agentur? Oder habe meinen eigenen Verlag? Ich hoffe jedenfalls, dass ich weiterhin mit großem Spaß und guter Laune bei der Sache bin, egal wohin es mich verschlägt.

Wenn du noch mal studieren könntest, würdest du dich für den gleichen Studiengang entscheiden. Wenn nein, was würdest du stattdessen wählen?
Hätte, hätte, Fahrradkette. Natürlich wünschte ich immer, ich hätte auch nur ansatzweise technisches/medizinisches/naturwissenschaftliches/wirtschaftliches Talent. Dann wäre ich heute Ingenieur oder Arzt oder Steuerberater, würde insgesamt zwei Monate im Jahr verreisen und hätte sowieso niemals Geldsorgen. Aber so ist es halt nicht. Im Nachhinein hätte ich vielleicht noch ein bisschen rumstudiert. Hätte mir mehr Zeit gelassen. Hätte noch ein paar Pädagogik-Seminare belegt. Aber so wie es jetzt ist, bin ich auch ganz zufrieden. Und wenn es mir nicht mehr gefällt, ändere ich etwas.

Welches Buch liest du gerade? Kannst du es weiterempfehlen? Oder hast du einen anderen Kulturtipp?
Gerade lese ich „Selbstporträt mit Flusspferd“ von Arno Geiger. Wirklich empfehlenswert! Obwohl meiner Meinung nach niemand die Gefühlswelt eines jungen Menschen (meine?) so treffend beschreiben kann wie Joey Goebel. „Vincent“ ist eines meiner ewigen Herzensbücher. „Ich gegen Osbourne“ habe ich erst kürzlich verschlungen. Cooler Typ, großartige Literatur! Lesen!

Sophie Gottschall
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