Buch im Wichtelschuh

Buchempfehlungen zum 3. Advent

Die Weihnachtsglöckchen sind schon leise zu hören und die Vorfreude wächst – auch zum 3. Advent gibt es von unseren Litaffin-Autorinnen wieder eine bunte Auswahl an Büchern, die sie euch ans Herz legen möchten.

Buch im Wichtelschuh
Buch im Wichtelschuh – ho ho ho! © Marie Gentzel

Marie empfiehlt Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte, erschienen im Hanser Verlag.

Buch vor Flohmarktkleidung
Sammelsurium an Erinnerungen, Wissen und Erzählungen © Marie Gentzel

Darum geht’s: Rafik Schami erzählt vom Aufwachsen, vom Murmeln und vom Erzählen selbst. Seine Kindheit in den Straßen von Damaskus ist die erste wichtige Etappe in seiner Ausbildung zum Erzähler. Weiter geht es auf der Flucht vor der Zensur nach Europa und hinein in die Deutsche Sprache. Im Schreiben bleibt Rafik Schami aber auch der mündlichen arabischen Erzähltradition nahe, daher liest sich dieses Buch keineswegs als rein autobiografische Anekdotensammlung. Rafik Schami erzählt ein Leben aus Geschichten, von denen jede für sich rund und farbig wirkt wie eine Murmel. Zwischen den Erzählungen stoßen wir auf Skripte von Schamis öffentlichen Auftritten, in denen er über die Bedeutung von Sprache, Märchen und von Freiheit reflektiert. So wirkt dieses Buch etwas zusammengebastelt, gleichzeitig ergibt sich gerade durch seine Flicken viel Inspiration und eine Möglichkeit, den Erzähler von verschiedenen Seiten kennenzulernen. Schami erzählt in einfachen Sätzen. Es sind keine Wortgebilde, sondern Bilder und Ereignisse, die nach der Lektüre haften bleiben. Sie alle können zu Weihnachten weitererzählt werden und so für Diskussionen, Heiterkeit und Nähe sorgen. Denn: „Das gesprochene Wort kann Laut für Laut durch die Buchstaben der Schrift eingefangen sein, aber es ist nicht das Gleiche.“

Als Geschenk für: alle, die schon immer gern Rafik Schami lesen, solche, die fasziniert sind von 1001 Nacht und Die fabelhafte Welt der Amelie und alle, die sich immer noch fragen, wann und wie sie erwachsen geworden sind.

Dazu passt: eine Murmelsammlung. Ich habe jetzt damit begonnen (siehe Bild).


Lena empfiehlt West, West Texas – eine Graphic Novel von Tillie Walden, erschienen bei Reprodukt.

Darum geht’s: Nach »Pirouetten« ist das neue Buch der jungen, amerikanischen Comiczeichnerin Tillie Walden nun eine märchenhafte Road Novel. Bea ist von zu Hause abgehauen. Auf ihrer kopflosen Flucht trifft sie an einer Tankstelle im texanischen Hinterland auf Lou, eine burschikose Automechanikerin, die sie ein Stück mitnimmt. Schnell entwickelt sich ein gemeinsamer Roadtrip ins Unbestimmte und eine starke Freundschaft zwischen den beiden – bei Lou schafft Bea es, sich ihren innersten Fragen und Sorgen zu stellen. Als sie dann aber eine streunende Findelkatze mit an Bord nehmen, entwickeln sich die Dinge rasant: Durch eine immer surrealer werdende Landschaft versuchen die beiden ihren seltsam schattenhaften Verfolgern zu entkommen, während sie auf der Suche nach einer Stadt sind, die auf keiner Karte existiert. In phantasmagorisch zerfließenden Weiten und rosa, lila, orange glühenden Landschaften, in die sich zunehmende Schwärze einschleicht, müssen die zwei verlorenen Außenseiterinnen sich ihren inneren Dämonen stellen.

Als Geschenk für: Chihiros Reise ins Zauberland-Fans und alle, die sich an modernen Märchen und magisch-realistischen Geschichten mit starken, queeren Frauen erfreuen. Tillie Walden legt ihren Fokus auf die sogartigen, farbenfrohen Bilder – lässt sich auch toll mit den Geschwistern zusammen unterm Weihnachtsbaum durchblättern!

Dazu passt: Eingekuschelt im Lesesessel die eigene Katze streicheln, während Bea und Lou durch Texas‘ Straßen irren.


Rebecca empfiehlt Die letzte Schöne des Südens, erschienen im Diogenes Verlag.

Knall und Fall der 20er, erzählt vom Meister der Short Stories: F. Scott Fitzgerald © Rebecca Zeil

Darum geht’s: Die letzte Schöne des Südens ist eine Kurzgeschichte F. Scott Fitzgeralds und gleichzeitig namensgebend für den gesamten Sammelband von Short Stories des Schriftstellers, mit denen er zu Beginn der 20er Jahre so viel verdiente, wie kein anderer zuvor. Auf die ihm eigene Art zeichnet Fitzgerald das Abbild einer Gesellschaft, der der Abgrund des Ruins droht, die trotzdem oder gerade deshalb jeden Moment auszuschöpfen versucht.
Es sind Erzählungen vom Nachtkassierer, dessen langersehnter Theaterbesuch vom Gejammer einer Mitzuschauerin gestört wird, was eine lange Kette angestauter Frustration hervorruft, die vor Gericht endet; Von Kindergeburtstagen, auf denen wohl situierte Eltern vor Stolz und Überzeugung für ihre Kinder nur so strotzen und natürlich fehlen auch die ausufernden Feste nicht, auf denen der Champagner fließt, sehnsüchtige Blicke und leidenschaftliche Worte ausgetauscht werden und die doch immer wieder ein ernüchterndes Ende finden.

Als Geschenk für: Menschen, die es eilig haben, aber trotzdem nicht die Freude unterhaltsamer Lektüre entbehren wollen. Für die, die F. Scott Fitzgerald entdecken wollen, außerhalb der Buchdeckel des »Great Gatsby«.

Dazu passt: Ein Hemingway Sour und ein Charleston-Tanz oder auch einfach ein Glas Rotwein zu Jazzmusik.

Lena Stöneberg

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