E-Publishing für das Sachbuch – Neue Formate von der Single bis zur App

Die digitale Revolution ist in vollem Gange, auch der Buchmarkt steckt mittendrin. eBooks sind auf dem Vormarsch, und gerade im Sachbuchbereich bieten neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Inhalten viele Chancen. Durch Multimedia oder Animation können Inhalte visualisiert und unter unterschiedlichen Aspekten beleuchtet werden. Das Spektrum des E-Publishing reicht vom digitalen Text bis zur interaktiven App. Welche neuen Formate sich in den letzten zwei Jahren aus den Experimenten im digitalen Sachbuch ergeben haben gibt es im Folgenden im Überblick.

Neue Formate im digitalen Sachbuch, ©Catharina Behr

Sachbuch Single
Singles wird die Textform genannt, die vor allem im Sachbuchbereich neuen Wind in die Verlagswelt bringt. Aktuelle Themen mit steilen Thesen, die sich „auf der Bahnfahrt von Berlin nach Hamburg“ (Suhrkamp) lesen lassen. Ganz neu ist dieses Genre nicht. Stéphane Hessels „Empört Euch!“ repräsentiert dieses Format zum Beispiel im Printbereich. In elektronischer Form bietet es aber insofern Vorteile, dass es schnell und günstig hergestellt werden kann und den Lesegewohnheiten der Internetgeneration entspricht. Außerdem kann man damit als Verlag noch wunderbar experimentieren. Wer die Singles testen will, kann sich die edition Suhrkamp digital anschauen, oder aber auch die spannenden eBooks-only Verlage mikrotext und shelff.

Enhanced eBooks
Bis vor Kurzem wurde alles als Enhanced eBook bezeichnet, das digital mehr bieten konnte als ein gedrucktes Buch. Waren zu Beginn auch verlinkte Inhaltsverzeichnisse „enhanced“, bezieht sich die Bezeichnung heute eher auf Multimedia-Elemente und Animationen in den eBooks. Erst seit Herbst 2012 lassen sich in eBooks offiziell Erweiterungen einbinden, vorher mussten dafür komplette Apps gebaut werden, was sehr teuer und aufwändig war. Derzeit gibt es drei Dateiformate für Enhanced eBooks: ePub 3, iBooks Author und das Kindle Format KF8.

Buch-Apps
Wie lesen wir in Zukunft und welche Möglichkeiten bietet Code für den Leser? Dies sind die Leitfragen für zwei Leuchtturmprojekte des deutschen Buchmarktes: Die Buch-Apps Libroid „Darwin“ von Jürgen Neffe und das Edepio „Rangas Welt“ von Kiepenheuer und Witsch. KiWi entwickelte dafür zusammen mit Ranga Yogeshwar ein interaktives, intuitives Inhaltsverzeichnis, Jürgen Neffe bietet ein solides Format mit Multimedia-Inhalten, die bei Bedarf hinzu- oder weggeschaltet werden können.
Es hat sich schnell herausgestellt, dass eine solche Form der Buch-App, die umfassend für jedes Projekt neu gedacht werden muss und die komplette Neuentwicklung einer App fordert, für Verlage bisher zu aufwändig und teuer ist.

Content-Apps
Ausgehend von den Inhalten, die in den Verlagen vorhanden sind, können im ePublishing neue Formen der Gestaltung gedacht werden. Kein & Aber zeigen das mit der spielerischen App „Kunst aufräumen“ und der „Decision-App“. Mit „Kunst aufräumen“ macht Kein & Aber die Grundidee, die hinter dem Buch steckt, für den Nutzer erfahrbar. Er kann hier selbst, wie der Künstler Ursus Wehrli, in Kunstwerken seine eigene Ordnung oder auch Chaos schaffen. In der Decision-App sind dagegen die wichtigsten Management-Modelle aus dem Buch „50 Erfolgsmodelle“ von Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler zur Anwendung bereitgestellt.
So richtig einordnen in diese Aufzählung lassen sich diese Apps noch nicht. Sie sind auch kaum noch als eBooks zu bezeichnen. Trotzdem ist es ein Format, in dem durch clevere Ideen Inhalte des Verlages zu einer weiteren Anwendung gebracht werden können.

Ausblick
Von den vier vorgestellten Formaten sind bisher nur die Singles auf Erfolgskurs. Mit Enhanced eBooks oder Apps tun sich die Verlage im Sachbuchbereich noch schwer. Sowohl Herstellung als auch Distributionswege sind noch nicht automatisiert, neue Marketingansätze noch nicht vollständig in den Workflow integriert, noch keine Abteilungen geschaffen, die sich ernsthaft mit alternativen Publikationsmodellen beschäftigen. Dies ist auch der schnellen Entwicklung von Lesegeräten oder Dateiformaten geschuldet, die keine verlässliche Einstellung auf einen Workflow zulässt. Hier steht der Verlag immer wieder vor neuen Risiken. War zum Beispiel eben noch ePub 3 das verheißungsvollste Dateiformat, werden derzeit die Vorteile von Web-Apps diskutiert. Auch im App-Bereich gibt es viele neue spannende Templates, die eine einfache Gestaltung von Apps ermöglichen.

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