Weihnachten 2015 // Buchempfehlungen der LITAFFIN-Redaktion

Bald ist Weihnachten und ihr wisst schon wieder nicht, mit welchen Geschenken ihr eure Verwandten oder Freunde erfreuen könnt? Wir finden: Mit einem guten Buch kann man nichts falsch machen. Welche Bücher wir von Litaffin verschenken, erfahrt ihr im ersten Teil unserer Redaktionsempfehlungen:

Luisa empfiehlt: „Superposition“ von Kat Kaufmann. Hoffmann und Campe, 20€, gebunden

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Darum geht’s: Im Mittelpunkt des Debütromans von Kat Kaufmann steht die 26-jährige Izy Lewin, eine in Berlin lebende jüdische Jazzpianistin und Tochter einer russischen Einwandererfamilie. Eingebettet in dieser Rahmenhandlung rast Izy durch ihre Geschichte, hangelt sich von einem Gelegenheitsjob zum nächsten, kämpft um die Liebe eines Mannes, flüchtet ins Berliner Nachtleben und stellt sich permanent dieselbe Frage: Was will das Leben eigentlich von mir? oder: Was will ich eigentlich vom Leben?
Kat Kaufmann verleiht der Protagonistin eine poetische und rotzige Sprache zugleich, sie nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die Gedankenwelt der Romanheldin und versucht Antworten zu finden, auf die meist gestellten Fragen unserer Zeit –  Die Frage nach Herkunft, nach Identität und nach dem vermeintlichen Sinn des Lebens.

Das perfekte Geschenk für: Berliner-Boheme-Liebhaber, für Heimatsuchende und für jene, welche die neue unduldsame literarische Epoche „Ichzeit“ feiern bis zum Abwinken und junge AutorenInnen stets aufs Neue unterstützten möchten.

…weil: sie uns in ihren kleinen Bildern und Geschichten deutlich macht, dass ein Stück Heimat überall zu finden ist. Allein den ersten Zeilen zu widerstehen, fällt unheimlich schwer: „Und der Jude ist nicht reich. Und der Russe ist nicht kalt. Und Berlin ist nicht Berlin.“

Gemerkt: 

 „Sei ekelhaft, divergent, zieh dich aus im Restaurant. Die, die dann bleiben und dir noch einen Drink bestellen, als wäre nichts, sind gut, die darfst du als Freunde behalten.“

Auch unschlagbar:

„Ich hab die fruchtbare Saat und Sonne der Ukraine, die unendlich heiße Kälte Russlands, den Nachlass des hebräischen Wüstenvolks – alles drin in mir, alles immer dabei.“

 

Eva empfiehlt: „Die Middlesteins“ von Jamie Attenberg. Schöffling & Co., 21,95€, gebunden

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Darum geht’s: Auf den ersten Blick scheint es, als wären die Middlesteins eine normale jüdische Familie aus einem Vorort von Chicago. Diese Fassade beginnt zu bröckeln, als Richard Middlestein seine Frau Edie nach 30 gemeinsamen Ehejahren verlässt. Grund dafür ist Edies Fresssucht. Sie wiegt bereits 150 Kilo. Auch Diabetes und eine Herzschwäche halten sie nicht vom Essen ab. Ihre Tocher Robin, ihr Sohn Benny und dessen Ehefrau Rachelle machen es sich nun zur Aufgabe, Edie mit Diäten und Fitnesstrainern zum Abnehmen zu bewegen – um somit die Familie an der Bar-Mizwa-Party der Zwillingsenkel wieder zusammenzuführen. Allerdings leidet jedes Familienmitglied unter individuellen Enttäuschungen und Problemen, sodass sich eine Annäherung als gar nicht so einfach gestaltet.  Durch Zeit- und Perspektivenwechsel wird die Entfremdung innerhalb der Familie noch greifbarer. Trotz der „schweren Kost“ ist der Roman an einigen Stellen sehr warmherzig und humorvoll.

Das perfekte Geschenk für: Dich selbst! Weihnachten ist die perfekte Zeit, um ein Buch zu lesen, in dem es um das Aufeinandertreffen neurotischer Familienmitglieder an Feiertagen geht. Falls es zum Streit unter dem Weihnachtsbaum kommt: Im Vergleich zu den Middlesteins ist die eigene Familie doch eigentlich ganz nett. Übrigens sollte der Roman auch nicht davon abhalten, sich während der Feiertage mal wieder so richtig den Bauch vollzuschlagen. Es geht nicht darum, Übergewichtige zu verurteilen – „Die  Middlesteins“ ist eine (wenn auch sehr versteckte) Liebeserklärung an die Familie.

Dazu passt: „Die Royal Tenenbaums“ von Wes Anderson – der allerbeste Film über dysfunktionale Familien.

 

Juliane empfiehlt: „Johnny und Jean“ von Teresa Präauer. Wallstein Verlag, 19,90€, gebunden

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Darum geht’s: Johnny und Jean, das sind zwei Freunde und irgendwie auch nicht. Beide kommen aus derselben Stadt, beide studieren das Gleiche in der neuen Stadt. Es geht um Kunst und um ein ganz spezielles Wetteifern zwischen den beiden. Zwischen all den unglaublich interessanten Referenzen auf die Kunstszene bleibt doch eine Frage stets ungeklärt: Gibt es Jean wirklich oder ist er nur ein Produkt Johnnys blühender Fantasie? Sprachlich erste Sahne, gestalterisch sehr wertvoll (hat Teresa Präauer höchstpersönlich übernommen) und eine durch und durch kurzweilige Lektüre!

Das perfekte Geschenk für alle Studierenden, weil mich Johnnys erste Wochen in der neuen Unistadt sehr an mein allererstes Semester erinnert haben und mich dabei schmunzeln ließen. Ansonsten ist dies ganz klar auch ein Buch für alle Kunstliebhaber.

Dazu passt: Zur Einstimmung auf das Buch bietet sich folgendes Video von Pipilotti Rist an, welches in „Johnny und Jean“ auch eine wesentliche Rolle spielt:

 

Eva Philippi

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