PROSANOVA 17

[PROSANOVA 17] Over and out. Rückblick.

Es war uns ein Literaturrausch. Vier Tage in Hildesheim sind wie immer viel zu schnell vergangen, die PROSANOVA-Blase nun erst einmal für die nächsten drei Jahre geplatzt. Wir danken für die Medienpartnerschaft mit dem PROSANOVA 17 und präsentieren Euch hier ein kleines Resumee mit unseren Eindrücken. Fotos: Ann-Kathrin Canjé

DONNERSTAG

Hildesheim ist heute fast so triste wie die Bella, aber im Norden der Stadt stehen zwei große, ehemalige Industriehallen, die ein bisschen pinkes Licht in die Dunkelheit werfen, ein paar Worte in die Stille geben. Leider schaffen wir es nicht ganz pünktlich zur Eröffnung und bekommen somit erst die Veranstaltung ich zerreiße mein auge, dein spiegelbild von ORAVIN mit. Ein sehr wirrer, mystischer Festivaleinstieg, der von der anschließenden Party in einem leerstehenden ALDI abgerundet wird.

Zu lange getanzt haben wir nicht, da wir für die nächsten Veranstaltungstage vorbildlich fit sein wollten. Welche Veranstaltungen uns aus diversen Gründen besonders in Erinnerung geblieben sind, könnt ihr im Folgenden lesen.

PROSANOVA 17
Der Eingang ins PROSANOVA 17 Paradies

 

FREITAG

Wie sich unsere Sprache verändert

PROSANOVA 17
v. l. n. r.: Guido Graf, Lann Hornscheidt, Roman Ehrlich, Margarete Stokowski

In diesem ersten Gesprächsformat am Freitagvormittag sollte es in der „Dieselhalle“ darum gehen, wie sich Sprache verändert, wie sie sich verändern lässt und sie verändert werden soll. Lann Hornscheidt stellte deutlich heraus, dass Sprache immer Handlung ist und aktiv gemacht werden muss. Margarete Stokowski erklärte ihr Verständnis von Feminismus bzw. dem Gendern so, dass neue Vorschläge entwickelt werden, die angenommen werden können oder nicht. Ganz ohne Zwang. Lediglich die Möglichkeit zum Umdenken im Sprachgebrauch soll gewahr genommen werden. Humorvoll, wie auch in ihrem Sachbuch Untenrum frei, erzählte Stokowski, dass ihr das mit dem Gendern selbst manchmal schwer falle. Der schwierigste Bereich sei da das Fluchen, weil es sehr impulsiv ist und ein Denken vorm Sprechen oft ausbleibt. Im Gespräch wurde außerdem thematisiert, dass es wichtig ist, sich zu fragen, welche Gendernormen man bedient, um eine Sprachveränderung überhaupt erst möglich zu machen. Muster und Sprachgebrauch müssen theoretisch gesehen erst einmal verlernt werden, um Sprache wirklich zu verändern oder neu zu lernen. Mit neuen Impulsen und Gedanken haben wir dieses interessante Gespräch verlassen. Einziges Manko: wir hatten uns mit auf die Bühne gesetzt und saßen somit hinter den Boxen. Daher war es teilweise sehr schwer, dem Gespräch zu folgen.

Zwei mehr vier

PROSANOVA 17PROSANOVA 17

Bei diesem Veranstaltungsformat, das das PROSANOVA 17 mit „Übersetzung“ betitelte, wurde zunächst ein englischer Text von Rebecca Martin mit Fotos, die im Hildesheimer Wasserparadies aufgenommen wurden, per Slide Show szenisch dargestellt. Danach gab es 10 Minuten Pause und in Bezugnahme auf das vorher Gehörte haben die Autorin Yael Inokai und der Autor Akın E. Şipal im Anschluss live auf Deutsch zusammen geschrieben. Dazu wurde ein Google Document benutzt, in dem die Zuschauer*innen dem Schreibprozess live zu schauen konnten. Durch technische Probleme, vor denen im Vorhinein schon gewarnt wurde, hat dies aber sehr lange gedauert und sehr an einen Laborcharakter erinnert. Was zunächst erst interessant war, ist dann irgendwann in Ungeduld umgeschlagen. Es ist zwar ein interessantes, aber scheinbar kein wirklich geeignetes Format für eine Übersetzungsveranstaltung. Spannend war der Zeitverzug durch die technischen Probleme dennoch, weil man so Zeit hatte, im Kopf selbst mitzuschreiben und mitzudenken, was die Autor*innen wohl schreiben werden.

Installation von Sirka Elspaß

PROSANOVA 17
Installation „OHP“ von Sirka Elspaß

Auf Inseln

PROSANOVA 17
v. l n. r.: Helene Bukowski, Margarete Stokowski, Alina Herbing, Roman Ehrlich, Birgit Birnbacher, Laura Vogt und Svealena Kutschke

Nachdem Helene Bukowski sehr ausführlich die einzelnen Autor*innen der ersten Lesung auf „Inseln“ vorgestellt hatte, ging die erste Runde los. Das Prinzip: Jede Autorin und jeder Autor bekommt 20 Minuten Zeit zu lesen, danach ertönt ein Gong und die Zuhörenden dürfen Inselhopping á la PROSANOVA betreiben und sich einer neuen Autorin / einem neuen Autor zuwenden. Wir lauschten Niemand ist bei den Kälbern von Alina Herbing und anschließend Margarete Stokowski, die aus Untenrum frei zu lesen begann, als plötzlich ein Unwetter über das Festivalgelände zog und alle gemeinschaftlich in den ALDI wanderten.

Im Warmen konnten wir dann der sehr intimen Lesung von Stokowski zu Ende folgen. Als dritte Insel entschieden wir uns für Roman Ehrlich, der aus seinem Roman Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens vorlas. „Auf Inseln“ gehört ganz gewiss zu unseren Lieblings-PROSANOVA-Formaten, weshalb wir am Sonntag direkt an der zweiten Runde Inselurlaub teilnahmen.

Aufräumen

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v. l. n. r.: Lena Vöcklinghaus, Mithu M. Sanyal, Shida Bazyar, Laura Vogt

Dass „Aufräumen“ nicht nur befreiend sein kann, sondern auch emotional, haben Mithu M. Sanyal, Shida Bazyar und Laura Vogt im Gespräch mit Lena Vöcklinghaus erläutert. Die drei Autorinnen haben Reaktionen auf ihr Schreiben in Form von Briefen, Zeichnungen oder auch Anekdoten mitgebracht und gemeinsam darüber gesprochen. Das war manchmal rührend, manchmal aber auch erschreckend, vor allem in Sanyals Fall, die von einem Shitstorm berichtete. Das mitgebrachte Material reichte von anonymen Kommentaren im Internet bishin zu sehr persönlichen Briefen naher Verwandter. Besonders hübsch fanden wir die zahlreichen Bilder von Vulven, die Sanyal von ihren Leser*inenn zugesandt bekommen hat.

Ingebach-Borgmann-Preis 2017

PROSANOVA 17

Kabeljau & Dorsch, Literaturerfahrene, viel mehr, eine unabhängige Lesereihe aus Berlin, haben sich im Vorfeld des PROSANOVA groteske Bewerbungsverfahren und Schwierigkeiten rund um Literaturpreise zukommen lassen. Aus den Einsendungen entwickelten sie das Format „Ingebach-Borgmann-Preis“. Zur Einführung wurden Fakten und Zahlen über die Literaturpreislandschaft von Sven Schaub präsentiert. Dies offenbarte vor allem, wie viele Preise „unter der Hand“ vergeben werden und wie absurd manche Bewerbungsverfahren und Kriterien sind. Um ein paar positive Beispiele zu zeigen, debattierte eine öffentliche Jury, die sich aus Nikola Richter, Florian Kessler und Paul Brodowsky zusammensetze, als Vertreter*in eines Literaturpreises darüber, welcher der Beste ist. Kessler vertrat den Münchener Lyrikpreis, Richter die „Hotlist“ und Brodowksy den Internationalen Literaturpreis des Haus der Kulturen der Welt. In drei Runden wurde vehement diskutiert. Da war auch Raum für die ein oder andere Stichelei. Nach jeder Runde durfte eine Publikumsjury dann entscheiden, wer die jeweilige Runde gewann. Bewerbungsvorraussetzungen, Vergabeverfahren und Kosten/Nutzen waren dabei die Kategorien, über die die öffentliche Jury sprach. Zwischen den Runden gab es als Einspieler kurze Videoclips, die Benjamin Quaderer produzierte und in denen die fiktive Ingebach Borgmann sehr humorvoll charakterisiert wurde. Diese Veranstaltung hat auf jeden Fall gezeigt, wie aberwitzig manch Literaturpreiskriterien sind und dass es dennoch einige sinnvolle Preise gibt. Letztlich kürte die Publikumsjury Paul Brodowsky zum Gewinner, der einen riesigen Blumenkübel überreicht bekam. Der ist, im Gegensatz zu so manchem Literaturpreis und Blumensträußen, die auf diesen Veranstaltungen übergeben werden, wenigstens nachhaltig.

Commoonity

Am Abend verschmolzen dann alle PROSANOVA-Menschen zu einer großen COMMOONITY. Über SMS wurden wir in verschiedenen Kleingruppen durch die Stadt gelotst, um bei Vollmond Installationen, Ausstellungen und Performances zu entdecken. In ganz Hildesheim waren Codes versteckt. Diese haben wir per SMS an den Moonfacilator gesendet und wurden von ihm zu unserem nächsten Veranstaltungspunkt weitergeleitet. Ehe wir uns versahen, waren wir selbst Teil von kleinen Performances oder durften uns auf einem riesigen Bett entspannen. Sieben Minuten im Himmel gab es auch für uns und das wohl beste Erlebnis war eine Autofahrt zu real!. Dort erwartete uns eine tolle Performance mit waschechten Stunteinlagen und Popcorn im Auto.

Wie das dann auf unseren Handys aussah, könnt ihr hier sehen:

 

SAMSTAG

Installation von Yevgeniy Breyger

Installation „OHP“ von Yevgeniy Breyger

Kalami Beach

PROSANOVA 17

Szenische Lesung. Die Geschichte, von einem seltsamen „Paar“, das sich am Strand, dem „Kalami Beach“ auf Korfu kennenlernt. Ernst und Ayda heißen die beiden. Oder: Deutschland und Türkei. Nachdem Ernst Ayda vor dem Ertrinken rettet und sie sich dadurch kennenlernen, beginnen sie eine Affäre. Ayda, die zu Beginn angibt, unfruchtbar zu sein, wird plötzlich schwanger. Zwischen den beiden Personen, gespielt von Nick-Julian Lehmann und Robert Jan Liethoff, entfacht eine Diskussion über Schwangerschaftsabbruch und den Pflichten, die mit dem Elternsein einhergehen. Bei dieser Inszenierung wurde mit einem Overheadprojekter gearbeitet, mit dem Auszüge aus dem Stück an die Wand projiziert wurden, was dem Publikum half, sich im Stück zu verorten. Der Subtext wurde von den Schauspielern durch das Mikro gesprochen, die Dialoge im Gespräch der beiden, ohne Mikro.

Als Ayda dann dem anfänglich skeptischen Ernst von ihrer Abtreibung erzählt, wird dieser rasend, schreit: „Du hast Europa abtreiben lassen.“ Letztlich geht es dann um die Irren und Wirren des Liebeslebens der beiden, darum, ob Ayda überhaupt schwanger war und irgendwie auch ein bisschen um Europa. Das Ende des Stücks erinnert dann leider sehr an den Film Die Blumen von gestern, als Ernst und Ayda sich Jahre später wieder am Kalami Beach treffen und Ayda von einem Kind begleitet wird, das Ernst sehr ähnlich sieht. Diese Auflösung hätten wir uns weniger platt und vorhersehbar gewünscht. Ästhetisch und rasant konnte diese Inszenierung des Textes von Akın E. Şipal trotzdem durch humorvolle Dialoge und durch die beiden Schauspieler überzeugen.

Rape Revisited

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Für diesen Vortrag haben wir sogar andere nette Menschen gefunden, die unsere Reste vom Mittagessen aßen und unsere Teller abspülten, damit wir in die „Rasselmania“ rennen konnten. Das hat sich gelohnt, denn der Vortrag von Mithu M. Sanyal hat diverse Aha-Momente bei uns ausgelöst und wir haben die Halle mit dem starken Drang, ihre Bücher zu lesen, verlassen. Denn: Sanyal hat nicht nur einen eloquenten Sprachduktus, dem man problemlos eine Stunde oder länger lauschen kann, sondern auch wirklich etwas zu sagen. Zum Beispiel klärte sie darüber auf, wie Freud und der Begriff „Hysterikerinnen“ zusammenhängen, thematisierte den Begriff „Ehre“ und sprach davon, welche Irriationen bei der Gesellschaft auftreten, wenn Opfer von z.B. Vergewaltigung diesen Begriff verneinen. Sanyal klärte außerdem über viele Mythen auf  und zeigte dadurch, dass die Steinzeit das schwächste und oft auch unbegründetste Argument ist, das Theoretiker*innen im Diskurs zu Vergewaltigung und Gender Studies bringen können.

Ihr Vortrag zeigte auch auf, was Gendern überhaupt bedeutet. Auch Gefühle wie etwa Angst werden gesellschaftlich gegendert. Somit ist die Angst bei Frauen dann gleich die Angst um ihren Körper, und bei Männern die Angst um Schwester, Frau oder Tochter. Wir sind mit ratterndem Kopf aus dieser Veranstaltung gegangen und wollen unbedingt recherchieren und vor allem ihr Buch Vergewaltigung lesen.

Trendscout: Autofiktion

PROSANOVA 17
Moderation: Simon Roloff Gespräch: Anke Stelling, Fatma Aydemir, Elisabeth Botros

Der Begriff „Autofiktion“ stammt, wie Simon Roloff im Einstieg in das Gespräch erklärt, aus den 70ern, und bedeutet, dass reale Ereignisse fiktionalisiert werden. Autobiographien sind in einer Weise also auch Autofitkion. Anke Stelling las aus ihrem Roman Bodentiefe Fenster und Fatma Aydemir aus Ellbogen. Anschließend diskutierten die Autorinnen zusammen mit der Agentin Elisabeth Botros darüber, welche Vorwürfe ihnen gemacht wurden, und wie viel und ob überhaupt etwas von ihnen in ihren Protagonistinnen steckt. Diese Veranstaltung haben wir nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen des Gesprächs an sich früher verlassen. Schon direkt zu Beginn äußert Anke Stelling, dass sich Gegenwartsliteratur ihrer Meinung nach immer auch auf die eigene Realität bezieht. An dieser Stelle war das Thema Autofiktion für uns auserzählt und wir haben uns ertsmal eine Limo gegönnt.

Malen wir die Welt lieber gleich selbst

Anja Kampmann und Michael Fehr lasen aus ihren Texten und sprachen über Landschaften in der Literatur. Obwohl es im Kegelcenter gefühlte fünfzig Grad waren, wollten wir einfach nicht weggehen. Denn zum einen mögen wir die Vortragsweisen beider unheimlich gern, zum anderen entspann sich eine sehr interessante Diskussion zwischen Kampmann und Fehr. Nur dass der Schweizer Autor die Antworten der Lyrikerin das ein oder andere Mal ins Leere laufen ließ, war ein bisschen beklemmend. Die Veranstaltung wurde vor allem durch die Gedichte von Kampmann und Fehr getragen.

PROSANOVA 17

Otis Foulie

Am Ende des Abends gab es ein bewegendes Konzert von Otis Foulie mit Sängerin Olivia Wenzel, die zuvor ihre Lesung „KEINE ANGST, MEIN HERZ“ hatte, in die wir leider nicht mehr reingekommen sind, von der wir aber nur Großartiges gehört haben. Musikalisch hat sie auf jeden Fall mit einer sehr modernen, kräftigen Stimme, die von tanzbaren Elektrobeats unterlegt war, überzeugt.

SONNTAG

A Story We Remember to Tell

Eine Geschichte, mehrere Erzähler*innen. Wie können sich Geschichten oral verändern? Was nimmt unser Hirn auf und was erfindet es dazu? Dieses Experiment war einer der aufregendsten Momente auf dem PROSANOVA 17. Man kam den Erzähler*innen sehr nah, konnte sich von den Geschichten packen lassen und mitfiebern, wie es weitergeht und wo es Unterschiede in den Erzählungen gibt.

Wir folgten einer Art Familiengeschichte über einen Großvater, der ein Haus in Peru besitzt, und wenn er seinen Koffer mit Gewürzen öffnet, dann kann sein Enkel riechen, wie er sich Peru vorstellt. Der Großvater räumt außerdem immer Wassergläser weg und hat Angst vor Hunden, die im Aufzug in seine Wohnung in Peru fahren. War das die Geschichte? Oder hat unsere Phantasie ein paar Tage später etwas dazu erfunden? Und wo ist eigentlich die Frau des Großvaters in der Geschichte? Hm…

 

TAXI mit Shida Bazyar

Ein Auto, vier Plätze, ein PROSANOVA 17-Team-Chauffeur und Shida Bazyar, das gehört zu Ann-Kathrins schönsten PROSANOVA 17-Momenten. Mit zwei weiteren Mitfahrerinnen hatte sie die Möglichkeit, einer Kurzgeschichte von Bazyar auf einer Autofahrt durch die Hildesheimer Umgebung zu lauschen. Während die Sonne durchs Fenster schien, erlebte sie eine neue und jetzt zur schönsten erklärten Art des Hörbuch-Hörens auf Autofahrten. Inspiration für baldige Urlaubsautofahrten ist somit also gegeben!  Zum Ende der Fahrt wählten die Mitfahrenden per Zufall eine Stelle aus ihrem Roman Nachts ist es leise in Teheran aus, die die Autorin ebenfalls las. Und ein glücklicher Moment war das für beide Seiten, denn gemeinsam entdeckten sie einen Grammatikfehler (wir hoffen, das dürfen wir verraten), der nun für die Taschenbuchausgabe [die Korrekturen mussten am Folgetag eingereicht werden] verbessert werden kann. Yippieh!

Entschuldige mal, ich denke, das wird jetzt eine Weile driften*

Wenn in einer einzigen Performance Songs von The National, Radiohead und Bon Iver vorkommen, kann das nur gut werden! Maren Kames’ Videotext Performance „Entschuldige mal, ich denke, das wird jetzt eine Weile driften*“ war einfach genial. Die Zuschauer*innen saßen vor zwei Leinwänden. Auf der einen erschien nach und nach ein Text, den Maren Kames live eintippte. Auf der anderen wurden kleine Videos und Animationen eingespielt, die den Text unterstützten. Dazu wurden Songs von The National, Radiohead oder auch Bon Iver gespielt. Es war einfach beeindruckend, einem Text bei seinem Entstehen zuzusehen und gleichzeitg andere Medien mit ihm in Verbidnung zu setzen. Bitte mehr solcher Permormances!

PROSANOVA 17

 

Ich warte schon seit drei Fantas auf meinen Auftritt

Eine Collage von zwei Monologen aus den Stücken lass uns reden ophelia und all the silent ladies von Laura Naumann wurde durch die Schauspielerinnen Elena Schmidt und Linda Blümchen verkörpert, die das Publikum hin- und mitgerissen haben. Großartige Inszenierung mit starken Schauspielerinnen, das ist unser kurzes, knackiges Fazit.

Auf Inseln

Mit einem unserer Lieblingsformate schlossen wir das PROSANOVA 17 dann ab und hörten die Lesungen von Lea Schneider, Michael Fehr und Yael Inokai. Fehr ist uns nicht nur durch seinen sympatischen Schweizer Akzent, sondern auch durch seine besondere Vortragsweise in Erinnerung geblieben. Ganz ohne Buch, ganz ohne Papier trägt er seine Erzählungen bzw. Lyrikcollagen vor. Wir hätten ab sofort gern jeden Abend einen erzählenden Michael Fehr an unserem Bett vor dem Einschlafen sitzen.

FAZIT

Und wie ist unser Fazit? Nunja, auch noch ein paar Tage nach dem Festival rauscht das Gehörte und Erlebte in unseren Köpfen nach und lässt sich an manchen Stellen vielleicht immer noch nicht ganz einordnen. PROSANOVA 17 hat auf jeden Fall gezeigt, wie viele spannende Lesungs-und Veranstaltungsformate es unter dem tiefen Tellerrand noch so gibt. Die Mischung aus ungewöhnlichen Lesungen, Performances, Installationen, politischen Vorträgen, Panels und Partys ist zu hundert Prozent gelungen. Das alles wurde von Studierenden organisiert und wir staunen, zu welchen Höchstleistungen diese fähig sind. Denn im PROSANOVA 17 steckte so viel Organisation und Know-How, dass wir nur sagen können: Respekt dafür, auch wenn nicht immer alles reibungslos ablief.

Dem PROSANOVA kann man tatsächlich vorwerfen, dass es den Mikrokosmos des jungen, deutschen Literaturbetriebs bedient. So war das Festival zum größten Teil von Autor*innen, Verlagsmitarbeiter*innen, Agent*innen, Literaturblogger*innen etc. besucht. Ein großes Klassentreffen der jungen, hippen Literatur sozusagen. Wenn in drei Jahren mehr Menschen angelockt werden könnten, die sich (noch) nicht dem Literaturbetrieb verschrieben haben, wäre der Austausch über Literatur auf dem Festival wohl noch vielseitiger.

Aber dennoch: Das PROSANOVA 17 und all die Menschen vor Ort waren einfach zauberhaft. Wir kommen gern wieder.

Ein Beitrag von Ann-Kathrin Canjé und Juliane Noßack

 

Ann-Kathrin Canjé
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