Im Gespräch mit Dorian Steinhoff

Auf der Leipziger Buchmesse hatten wir von LITAFFIN die Möglichkeit, den Autor und Literaturvermittler Dorian Steinhoff zu treffen. Im Interview mit Marie und Eva erzählt er von seinem aktuellem Buch, Schreibinspirationen und Poetry Slam-Workshops.

Dorian Steinhoff
© Marco Piecuch

Eva: Hallo Dorian, du wurdest uns gerade vom mairisch Verlag empfohlen. Deswegen wäre es erst einmal super, wenn du uns ein bisschen über dich erzählen könntest, damit wir dich kennenlernen.

Dorian: Mein Name ist Dorian Steinhoff. Ich lebe als freier Autor und Literaturvermittler in Düsseldorf und habe beim mairisch Verlag im Jahr 2013 einen Band mit Erzählungen veröffentlicht, der „Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern“ heißt. Und jetzt bin ich auf der Buchmesse und treffe Menschen und gebe ein Interview.

Marie: Bist du zum ersten Mal als Autor auf der Buchmesse unterwegs?

Dorian: Nein, keine Ahnung, meine wievielte Messe das jetzt ist…

Eva: Worum geht es in deinem Buch „Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern“?

Dorian: Es sind sieben Geschichten, die alle von einem männlichen Erzähler aus der Ich-Perspektive erzählt werden. Und der rote Faden, der sich durch alle Geschichten zieht, ist die Frage danach, wie wir eigentlich unser Leben bestimmen. Alle Protagonisten geraten in eine Situation, in die sie eigentlich nicht hineingeraten wollten und  müssen  mit dieser Situation auf eine bestimmte Art und Weise umgehen, meistens scheitern sie dabei.

Eva: Kannst du ein Beispiel dafür nennen?

Dorian:  Eine Geschichte – das ist die Lieblingsgeschichte meines Lektors, deshalb kann ich das immer gut vorschieben, warum ich gerade die nehme –  heißt Wasser. Sie handelt davon, wie ein Backpacker in Kambodscha auf Reisen zwei Leute kennenlernt und mit ihnen einen schönen Abend am Strand verbringt. Am nächsten Tag wollen sie zusammen surfen gehen und die Wellen sind sehr hoch, und der Seegang ist stark. Und Michi, so heißt einer der Typen, den der Ich-Erzähler kennenlernt, stirbt bei dem Versuch, vom Ich-Erzähler gerettet zu werden, am Strand, in Kambodscha, in einem fremden Land, wo es niemanden interessiert, wenn ein deutscher Tourist stirbt. Die Erzählung dreht sich also mehr oder weniger darum, wie man mit dem Tod eines solchen letztendlich fremden Menschen in einem fremden Land umgeht.

Marie: Gibt es Dinge, durch die du beim Schreiben besonders inspiriert wirst? Und bestehen in deinen Geschichten Parallelen zu dir und deinem eigenen Leben?

Dorian: Es ist natürlich alles mit mir verbunden, weil ich es ja aufschreibe. Und es ist natürlich alles etwas, was ich erlebt habe, nicht etwas, das ich  autobiografisch wiedergebe, sondern im Sinne von: Ich habe ein Buch gelesen, ich habe mich mit jemandem unterhalten, ich bin über die Straße gelaufen, habe etwas gesehen, Ich habe einen Film gesehen, eine Serie, einen Zeitungsartikel gelesen. All diese Dinge umgeben mich und sie lösen einen Assoziationsprozess in mir aus. Also Inspirationen. Und davon ausgehend schreibe ich. Das bedeutet, alles ist ständig potentieller Stoff. Deine Frisur zum Beispiel auch (deutet auf Maries Haare).

Marie: Hast du einen bestimmten Ort,  an dem du immer schreibst?

Dorian: Ich bin berufsbedingt sehr viel unterwegs, deshalb schreibe ich einfach überall dort, wo ich einen Platz zum Sitzen habe und meinen Laptop aufklappen kann.

Eva: Wie ist es dazu gekommen, dass du dein Buch beim mairisch Verlag veröffentlichen konntest?

Dorian: Daniel Beskos vom mairisch Verlag ist auf mich zugekommen. Ich habe damals eine Lesereihe organisiert und moderiert. Darüber kannten wir uns schon. Und dann habe ich 2012 den Georg-K-Glaser-Förderpreis bekommen. Das stand dann in irgendwelchen Branchenmagazinen, also: Steinhoff kriegt Preis. Und daraufhin hat Daniel mich angeschrieben und gesagt: „Hey, ich habe gesehen, du  hast voll den coolen Preis bekommen, hast du mal Lust uns was zu schicken?“  Dann habe ich die obligatorischen dreißig Seiten rübergeschickt, die fand er gut und dann habe ich mehr geschrieben und es wieder geschickt, fand er wieder gut und dann…wurde es ein Buch.

Hey, ich habe gesehen, du hast voll den coolen Preis bekommen, hast du mal Lust uns was zu schicken?

Marie: Wie hieß die Lesereihe?

Dorian: Bemerkenswert.

Marie: Und die gibt es noch?

Dorian: Nein, die gibt’s leider nicht mehr.  Die habe ich damals gegründet, als ich noch als Student in Trier lebte. Ich habe junge Autoren eingeladen, weil es in Trier sowas nicht gab, das musste man also machen. Und ich wollte die Autoren kennenlernen.

Marie: Hast du „Bemerkenswert“ zusammen mit anderen organisiert?

Dorian: Mit meiner besten Freundin, Lisa. Zusammen haben wir damals sehr viele verschiedene Literaturprojekte in Trier umgesetzt, alles unter dem Dach des Selbstredend e.V., den wir dafür als institutionelles Konstrukt gegründet haben.

Eva: Witzig, ich komme aus Trier.

Dorian:  Du kommst aus Trier? Auf welcher Schule warst du?

Eva: Wirtschaftsgymnasium.

Dorian: Okay, da war ich noch nie. Ich arbeite nach wie vor auch mit Trierer Schulen zusammen. Im Januar war ich erst am AVG (Auguste Viktoria Gymnasium). Zweimal im Jahr gebe ich dort Workshops und habe auch Schullesungen gemacht,  als mein Buch rauskam.

Marie: Was sind das für Workshops?

Dorian: Das sind Poetry Slam-Workshops. Ich habe angefangen für Poetry Slam-Bühnen zu schreiben bzw. dort aufzutreten, mache das mittlerweile aber  nur noch sehr selten, weil sich die Texte, die ich mittlerweile schreibe, nicht mehr dafür eignen. Aber ich gebe immer noch sehr viele und sehr gerne Schülerworkshops bzw. Workshops in jeglicher Form, die sich mit dem Thema Poetry Slam beschäftigen. Ich finde, dass das ein Format ist, das als Workshop sehr gut funktioniert, weil es das Schreiben und den Vortrag vor einem Publikum, also die performative Vermittlung von Literatur, in ein Konzept einschließt. Und es ist gleichzeitig etwas, was gerade Schülern und jungen Menschen, die vielleicht nicht unbedingt jede Woche ein Buch lesen und eine Affinität für Literatur haben, einen begeisternden Erstkontakt zu Literatur bieten kann.

Marie: Das heißt, die Schüler schreiben ihre eigenen Texte und stellen sie einander vor?

Dorian: Ja, genau. Und danach gibt es eine Abschlussveranstaltung vor einer heterogenen Publikumsmasse, wo sie dann die Ergebnisse dieses Workshops präsentieren.

Marie: Haben deine Workshops einen bestimmten Namen?

Dorian: Eigentlich sind es einfach Poetry Slam-Workshops, aber ich habe mir irgendwann mal dafür den Titel „Mund auf“ überlegt, aber es ist jetzt kein festgelegtes und geschütztes Marken-Ding.

Vielen Dank an Dorian für das Interview! 

doriansteinhoff.de

Marie Krutmann
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