Storytelling trifft Geocaching

Ein Semester lang haben sich Studierende der Angewandten Literaturwissenschaft mit den Themen Publishing, Digitalisierung, Start Ups und Social Media beschäftigt. Höhepunkt des Seminars „Publishing Incubator – neue Geschäftsmodelle für die Verlagswelt“ war ein selbst auf die Beine gestellter Innovationsworkshop.

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2025. Im Silicon Valley wird der Innovation Award verliehen. Für den Final Pitch der Kategorie Publishing gehen vier Teams ins Rennen und stellen ihre Ideen vor einer Jury vor, die am Ende das innovativste und zukunftsorientierteste Format kürt.

Zu dieser kleinen Reise in die Zukunft haben am vergangenen Samstag acht Studierende der FU Berlin geladen, um die Ergebnisse ihres Workshoptages zu präsentieren. Das am Paul-Lincke-Ufer gelegene Hinterhof-Büro von IXDS bot dazu die perfekte Kulisse. A

uch ein kleines Buffet stand bereit. Und noch viel mehr gab es im Vorfeld zu organisieren: Kooperationspartner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie eine Jury. Für die Publishingszene ideal besetzt wurde sie schließlich mit Simone Brandes (Community Program Manager, XING AG), Dr. Christina Dicke (Director Engineering, IXDS GmbH) und Detlef Bluhm (Geschäftsführer des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels).

Stefanie Burgert (Manager Recruiting Digital, Axel Springer SE) und Anna Hansch (Projektkoordinatorin Innovation & Entrepreneurship, Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft gGmbH), selbst Absolventinnen der Angewandten Literaturwissenschaft, hatten die Idee zu diesem bisher einmaligen Seminar. Und diese fand nicht nur bei den Studierenden Anklang, auch neun Vertreter aus der Verlagsbranche, der Tech-Szene und Start Up-Branche nahmen am Workshop teil.

Zeit zum Lesen nutzen

Team 1 hat sich eine App in Kooperation mit der Deutschen Bahn überlegt. „Seiten für Zeiten“ soll vor allem BahnCard-Besitzer ansprechen und lange Fahrten sowie lästige Wartezeiten überbrücken. So kann man exklusiv mit erworbenen Coins (BahnCard 50-Inhaber bekommen beispielsweise beim Kartenkauf 50 Coins usw.) entsprechend viele Seiten auf seinem Smartphone oder Tablet lesen. Zusätzliche Warteminuten durch die Bahn sollen ebenfalls mit Coins belohnt werden. Ziel ist es, die Bahn als Ort des Lesens zu etablieren. Und der Vorteil für Verlage: Sie können ihre Buchinhalte testen und bei hoher Nachfrage die Bücher drucken lassen.

Erinnerungen konservieren und Städte neu erleben
Mit „Memory Lane“ kann jeder seine eigene, spannende Lebensgeschichte ganz leicht zu Papier bringen. Team 2 hat sich das so gedacht: Persönlicher Input durch eigene Texte, Bilder und Videos wird ergänzt durch archivierte Daten, die automatisch und passend zur Jahreszahl generiert werden. Per Spracherkennung können vor allem ältere Menschen dieses Tool bequem benutzen. So entsteht am Ende ein ganz persönliches enhanced E-Book. Auch Print on Demand ist möglich – dann muss man allerdings auf Musik und Videos verzichten. Und wer weiß, vielleicht wird sogar eine professionelle Veröffentlichung daraus.

Die „Social Journey App“ des dritten Teams richtet sich an alle, die eine fremde Stadt fernab der üblichen Touri-Wege entdecken und auch die Menschen, die dort leben, kennenlernen wollen. Dazu bietet die App eine Mischung aus professionellem Content, zur Verfügung gestellt vom Verlag, Austauschmöglichkeiten und Geheimtipps von Locals. Und auch umgekehrt kann man die Gäste seiner Stadt kennenlernen, indem man individuelle Touren anbietet. So wird die App zum Ausgangspunkt für eine interaktive Städtereise.

Bei einer modernen Schatzsuche Geschichten entdecken

Das Gewinnerteam © David Bedürftig
Das Gewinnerteam © David Bedürftig

Die Vorstellung der App „Local Story Hunting“ konnte schließlich auch die Jury vollends überzeugen. Die neue und interaktive Form des Storytellings geht über einfaches digitales Lesen hinaus. An Geocaching erinnernd kann der Leser seine oder eine fremde Stadt anhand einer spannenden Geschichte erleben. Das bietet sich vor allem für einen Krimi an, ist aber auch auf jegliche Altersgruppen und Genres übertragbar. So muss man Orte aufsuchen, Aufgaben erfüllen oder Rätsel lösen, um die Geschichte voranzutreiben. Das geht natürlich auch im Team. Eine super Idee und ein würdiger Gewinner. Hoffen wir, dass wir darauf nicht noch zehn Jahre warten müssen!

Sophie Gottschall
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